Die Mücke und der Elefant
Prolog inklusive, sind 77 Stückchen Welt und Wahn zu entdecken im schriftstellerischen Debüt von Veit Sprenger, der 1997 das Per -formance-Kollektiv «Showcase Beat Le Mot» mitbegründet hat und bis heute unterwegs ist mit dem Ensemble. 77 tatsächliche Welten sind versammelt, weil Sprengers Kurz- und Kürzest-Geschichten durchweg in irgendeiner Art von Realität beginnen; zuweilen ganz banal – der Autor liegt im Bett und ist zu faul zum Aufstehen, oder er geht spazieren; manchmal steht auch jemand vor der Wohnungstür im Berliner Plattenbau.
Oder er trifft jemand, gute oder nicht so gute Freunde, Zufalls-Bekannte oder einen Fremden im Hof an der Mülltonne. Der eine nimmt was raus, der andere wirft was rein – irgendwie peinlich ist es beiden.
Aber von dort breitet sich ein Maß an Fantasie aus, das alle logischen Grenzen sprengt und weit hinüber driftet in vielerlei Arten von Wahn – die Texte, die sich aus diesen Momenten von Einsamkeit oder Begegnung entwickeln, beginnen frei im Kopf zu vagabundieren, auch aus ihm heraus und um ihn herum; kaum je nimmt eins der Gedankenspiele den Weg, der beim ersten Hin -lesen logisch und darum am ehesten zu erwarten wäre.
Eines der überzeugendsten ...
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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Bücher, Seite 39
von Michael Laages
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In einem Alpendorf geht alles den gewohnten Gang. Die Bäckerin wühlt in Teigschlieren, die Bankangestellte schafft Geld beiseite, die Mesnerin hält Kontakt zu höheren Mächten. Alle drei sortieren untereinander ihre Affären, derweil sitzt der Jäger daheim und masturbiert im Beisein des einzigen Gefährten, eines sprechenden Hundes. Der Chor der Handball spielenden...