Wind und Maschine
In Andrej Tarkowskis grandiosem (und grandios kryptischem) Film «Stalker» von 1979 erkunden drei Männer einen «Raum der Wünsche», der irgendwo in einer verbotenen, womöglich kontaminierten Zone liegt; die Männer finden diesen seltsamen, unscheinbaren Raum, aber sie nehmen ihn nicht wirklich in Besitz.
Ein Stalker ist zunächst nicht ein Mann, der eine Frau belästigt (darin liegt eine nachträgliche Begriffsverengung), sondern jemand, der sich an ein (Jagd-)Objekt anpirscht und, im übertragenen Sinn, ein Schmuggler, Grenzgänger, Pfadfinder oder auch ein Reiseführer, der sich in gefährlichem Terrain auskennt.
Die drei Leute der Performer-Gruppe vorschlag:hammer, die für zwei Jahre als «artists in residence» ans Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert sind, gehen davon aus, dass auch Kulturschaffende Stalker seien, Spurenleger. Wo ist im Theater der Raum der Wünsche – oder ist das Theater insgesamt so ein Raum, eine Utopie-Maschine? Und, apropos Maschine: Mit welchen technischen und menschlichen Ressourcen konstruiert das Theater den Wünsche-Raum, und welchen Platz hat dabei der einzelne Mitarbeiter? Was sucht man in einer Kantine? Warum wird in Andrej Mogutschis «Prozess»- ...
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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Martin Krumbholz
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