Willkommenskultur mit Vorspiel

Andreas Beck startet am Münchner Residenztheater behutsam mit einer Uraufführung von Ewald Palmetshofer und großem Ensembleaufgebot

Theater heute - Logo

Wir sind hier aufgewacht» – so hätte die erste Premiere passend heißen sollen, mit der Andreas Beck seine Intendanz am Münchner Residenztheater eigentlich eröffnen wollte. Eine Versuchsanordnung über das Geworfensein des Menschen in die Welt hatte Regisseur Simon Stone auf der Basis von Calderón und Marivaux entwickelt und halb geprobt, als er die Nachricht bekam, dass sein langgehegtes, fast schon begrabenes Filmprojekt «The Dig» mit Ralph Fiennes und Carey Mulligan nun plötzlich durch Netflix finanziert sei, dann aber auch sofort gedreht werden müsse.

Beck bewies Nervenstärke und menschliche Größe, seinen Freund Stone, der sich in einem öffentlichen Brief wortreich entschuldigte, unter solchen Umständen aus der Pflicht zu lassen. Die Produktion soll so bald wie möglich nachgeholt werden, und vielleicht ist es nicht einmal unprogrammatisch, wenn so unversehens das Auftragswerk «Die Verlorenen» von Hausautor und -dramaturg Ewald Palmetshofer auf die erste Position vorrückt.

Willkommenskultur praktiziert die neue Residenztheater-Crew um den frischgebackenen Staatsintendanten Beck, der zuletzt am Theater Basel erfolgreich war, und seine Stellvertreterin und Kommunikationschefin ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Starts, Seite 8
von Silvia Stammen

Weitere Beiträge
30 Jahre Mauerfall: Hohe Halden, lichtumwoben

«Erz des Friedens», ein Gedicht, das Werner Kunz 1972 anlässlich des 500-jährigen Bergbau-Jubiläums im Erzgebirge veröffentlichte, gehört zu den absurdesten Verklärungen, die das ideologische «Kaderwelsch» (Brecht) der DDR hervorgebracht hat, um den realsozialistischen Alltag unter ihr utopisches Weltbild zu zwingen. Es romantisiert nichts Geringeres als den...

Berlin: Große Erwartungen

Die heimlichen Helden des Abends sind die Saaldiener und -dienerinnen. Denn egal, was an diesem Abend auf der Bühne passiert, stets sind sie bereit, unerschrocken in den Zuschauerraum zu stürzen und ungehorsame Gäste zu ermahnen. Also die, die trotz ausdrücklichem Fotoverbot ihr Handy zücken. Schweigsam halten die fleißigen Helfer dann Tablets hoch, auf denen ein...

Überleben in der Kunst

Selten so einen gründlich desillusionierten Odysseus gesehen: Die fahlen Furchen im unrasierten Gesicht von Jörg Pose erzählen nichts von griechischer Größe, sondern nur von Müdigkeit, Entbehrung und einer Sorte von Gedanken, die sich ausschließlich noch mit dem Überleben beschäftigt. Der Körper in seiner grobgepixelten Fantasie-Militärkluft steht zwar gerade,...