Willkommen in der Kompostmoderne
Wäre Covid-19 so tödlich wie die Pest, würde sich wohl noch der verpeilteste Aluhutträger lieber heute als morgen impfen lassen. Man kann die Krankheiten also nur sehr bedingt miteinander vergleichen. Dennoch sind Pest-Romane die Bücher der Stunde; das gilt auch für Mary Shelleys «The Last Man» von 1826, der passenderweise erst Anfang des Jahres in einer neuen deutschen Übersetzung erschienen ist. Die Handlung ist im späten 21. Jahrhundert und in England angesiedelt, wo erst kürzlich der König abgedankt hat und die Demokratie eingeführt wurde.
In der zweiten Hälfte des Romans wird die Welt dann von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht, der nach und nach die gesamte Menschheit zum Opfer fällt – bis am Ende nur noch der Ich-Erzähler Lionel am Leben ist: Einer muss das alles ja schließlich aufschreiben.
«Der letzte Mensch» ist insgesamt bereits der vierte Roman, den Regisseur Alexander Eisenach in Graz auf die Bühne gebracht hat. Wobei man das diesmal eigentlich gar nicht so sagen kann: Der Titelzusatz «nach dem Roman von» ist hier eher als Zeitangabe zu verstehen; wenn die Inszenierung beginnt, sind seit dem Ende der Romanhandlung einige Jahrzehnte vergangen. Der letzte ...
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Theater heute Dezember 2021
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Wolfgang Kralicek
Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf. Auch wenn es sich bei beiden Menschen um Frauen handelt. So erzählt es Anna Bergmann, Schauspieldirektorin am Staatstheater Karlsruhe, in ihrer Bühnenfassung von Christa Wolfs Roman «Medea. Stimmen». Wo im Roman die mythologische Figur Medea noch von den Intrigen eines männlichen Kontrahenten, nämlich dem Astronomen Akamas,...
Wovon andernorts schon lange keiner mehr zu träumen wagt, in München gelingt es derzeit fast reibungslos und geradezu in Serie: Ganz ohne Skandale, Budgetüberschreitungen oder Baumängel reihen sich in diesem Herbst die Einweihungen neu gebauter städtischer Spielstätten – alles noch Vor-Corona-Planungen, versteht sich, denn im laufenden Haushaltsjahr und womöglich...
Es kommt nicht alle Tage vor, dass man einen neuen Theaterraum einweiht. Mit der Premiere der Studioinszenierung «Jede Stadt braucht ihre Helden» von Philipp Löhle, das 2015 am Deutschen Theater uraufgeführt wurde, hat das Schauspielhaus Chemnitz seine kleine Interimsspielstätte im Spinnbau, einer alten Fabrik für Spinnereimaschinen, eingeweiht. Kein einfacher...