Wie? Wat? Vivat!

Büchner «Leonce und Lena», Petras nach Ibsen «Brand – Mein Gott ist Sturm»

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Schlafsacklarven säumen die Mönckeberg­straße zwischen Hauptbahnhof und Thalia Theater. Verschanzt hinter Plastiktüten und Bierflaschen liegen sie in den verschlossenen Eingängen zu Zara und Vattenfall und erinnern die Sonntagsspaziergänger daran, dass nicht jeder auf dieselbe Weise in der Shoppingwelt ankommt. Kurz darauf im Theater: alles voller Schlafsacklarven. Bunt und outdoorshopfrisch.

Katrin Brack hat für Georg Büchners «Leonce und Lena» gleich 50 Stück auf die Thalia-Bühne geschafft und dort, mit Statisten oder Attrappen gefüllt, um der Sichtbarkeit willen auf schiefer Ebene aufgebahrt: Sie sind das Volk, wie König Peter (Peter Jordan) verkündet, durch das ein «Ruck» gehen soll. Doch die Säcke ruhen sanft.

Auch sonst scheut Regisseur Dimiter Gotscheff keine Deutlichkeit, um durch Büchners als romantische Liebeskomödie getarnte Sozialfarce ein höhnisches Fanal auf die Konsum- und Klassengesellschaft zu blasen. Königs-sohn Leonce ist mit Rockstarjeans, Seidenhemd und fast zu gut lesbarem Dolce & Gabbana-Logo auf dem Unterhosenbund auf den ersten Blick als Superschnösel aus Elbchausseehaushalt erkennbar. Ole Lagerpusch rackert sich zwar an seinem gesichtslosen Schönling mit ...

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Theater heute Oktober 2008
Rubrik: Chronik, Seite 47
von Eva Behrendt

Vergriffen
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