Wider die Steigerungslogik

Sonja Anders arbeitet an einem Repertoire der Genügsamkeit

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Wir alle wissen: Die Welt wäre ökologisch schon längst und gleich mehrfach gegen die Wand gefahren, würde die gesamte Weltbevölkerung so leben, wie wir es hier in Deutschland tun. Auch ohne dies ist der Aufprall nicht mehr fern und kaum aufzuhalten. Das lässt viele verzweifeln und wenige rebellieren. Und so praktiziere auch ich meine ganz persönliche verzweifelte Nachhaltigkeit: vermeide Müll, esse kein Fleisch, fliege nur noch einmal im Jahr und nehme das Fahrrad zum Theater.

Eben dort, im Theater, wo mein Einfluss in Nachhaltigkeitsfragen etwas größer ist, haben wir schon eine Menge erreicht. Gegenüber 2007 haben wir unseren Stromverbrauch um über 50 Prozent reduziert und arbeiten am zweiten Zertifizierungsver -fahren für Ökoprofit. Das ist eine gute Basis, aber wir wollen weitergehen, haben eine Nachhaltigkeits-AG und Transformationstage ins Leben gerufen, an denen die Belegschaft Strategien für eine bessere Zukunft entwirft. Ach ja, und ich verteidige jederzeit gerne Aktionen der Letzten Generation.

Konsequenter wäre vielleicht, sich generell einer Philosophie des Weniger zuzuwenden – so wie John von Düffel es in seinem neuen Buch «Das Wenige und das Wesent -liche» ausführt. ...

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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Verzicht, Seite 52
von Sonja Anders

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