Was wir sind, finden wir nicht
Klaus Michael Grüber starb am 22. 6. 2008 in Le Palais auf der bretonischen Insel Belle-Île-en-Mer, gerade eben 67 Jahre alt geworden, geboren am 4. 6. 1941 im schwäbischen Neckarelz. Die Todesanzeige nennt ihn Regisseur und Ritter der französischen Ehrenlegion. Zwei Brüder und eine Schwester haben unterzeichnet, dazu die Lebensgefährtin. «Seine Asche haben wir am 25. Juni 2008 vor Belle-Île-en-Mer dem Atlantik übergeben.
» Das Motto der Anzeige: «So komm dass wir das Offene schauen / Dass Lebendiges wir suchen, so weit es auch ist» – es stammt vom schwäbischen Landsmann Grübers, von Friedrich Hölderlin, der das Zentralgestirn seines, Grübers, poetischen Himmels war.
Er war der Eigenste, der Eigentümlichste unter den deutschen Regisseuren seiner Generation – und darüber hinaus der europäischen Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts. Natürlich kam er aus einem schwäbischen Pfarrhaus, einem liberalen wohl. An der Stuttgarter Schauspielschule stieß er auf den Kritiker Siegfried Melchinger, der dort Theatergeschichte lehrte und der ihn, damit er Regie lerne, an Giorgio Strehler am Mailänder Piccolo Teatro verwies, damals eine der ersten Adressen des europäischen Theaters. Grüber ...
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Theater heute August/September 2008
Rubrik: Klaus Michael Grüber (1941–2008), Seite 43
von Henning Rischbieter
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