Was fehlt, ist das Jauchzen
Herfried Münklers Problemwarnung ist scheinbar zweigeteilt. Zum einen mahnt er die fehlende Eigenverantwortung durch Dezentralisierung der Demokratisierung an – ganz konkret die scheinbare Unmöglichkeit eines funktionierenden EU-Parlaments. Zweitens die Wegdelegierung des eigenen Engagements aus historisch gewachsenen demokratischen Organisationen wie Parteien und Gewerkschaften in neuere unverantwortlichere Strukturen wie NGOs, die nach Münkler lediglich mit Geld gefüttert und nicht durch eine authentische Teilhabe beglaubigt werden.
Und schließlich beschwört er die Aristokratisierung dieser neuen Organisationen durch fehlende Kontrollmechanismen, woraus die mehr oder minder schleichende Erosion der bürgerlichen Demokratie insgesamt folgt.
Natürlich ist das richtig, dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht mehr oder weniger spannende Berichte über Korruption und Amtsanmaßung sowie die einschlägigen Klagen der Kulturarbeiter, wie viele Jahre das eine oder andere Theater davon leben könnte, wenn es das Geld bekäme, was gerade die da oben veruntreut haben.
Was mich dennoch stört an diesen Aussagen, ist der verhaltene Kulturpessimismus, will sagen, wenn schon Kulturpessimismus, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Eva Behrendt: Frau Leysen, wenn man sich das «Theater der Welt»-Programm anschaut, das Sie kuratiert haben, fällt auf, dass die üblichen Genrebezeichnungen gar keine Rolle mehr spielen. Sie haben sogar neue erfunden, etwa ein «Mülheimer Gesellschaftsspiel» oder «Dokufiktionspanel» oder «Endzeitszenario-Konzert» usw. Was für eine Idee steckt dahinter – wollten Sie...
«Alles, was eine große Wirkung getan hat, kann eigentlich nicht mehr beurteilt werden.» Das hat Goethe zu Kanzler von Müller gesagt. Ein Beispiel dafür ist, was «der Schlegel-Tieck» genannt wird. Generationen haben den Doppelnamen aus dem väterlichen Bücherschrank buchstabiert. Aber der große deutsche Shakespeare-Übersetzer hieß August Wilhelm Schlegel.
Schlegel...
Das Verlässliche an der Habsucht ist, dass sie sich nicht therapieren lässt. Schon gar nicht von ein paar Bankenpleiten. Im Gegenteil. So ein globaler Finanzkrach wirkt erfrischender als Heilfasten: Das Portfolio wird entschlackt von allem, was da so vor sich hin fault. Hinterher fühlt sich die Habsucht wie neu geboren, der Kurssturz von gestern ist der...