Was fehlt?
Ein europäischer Abend
Kornel Mundruczos Proton-Theater zeigt mit «Parallax» die Grenzen des Kontinents
Ein Jahrhundert, drei Generationen, eine Wohnung in Budapest: Die zunehmend gebrechliche jüdische Großmutter – als Baby im Konzentrationslager geboren –, die nur mit viel Glück den Holocaust überlebt hat, will auch als alte Frau nichts von ihrer Identität preisgeben: Jüdisches Überleben war für sie immer ein Sichverstecken.
Dabei könnte ihre Tochter, die nach Berlin auswandern will, die alte Geburts -urkunde sehr gut gebrauchen, um die ersehnte deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten.
Zehn Jahre später, die Großmutter ist gerade gestorben, kommt am Vorabend der Beerdigung ihr queerer Enkel aus Deutschland in die leere Wohnung. Er lädt als liberaler Expat ein paar Bekannte zur Sexparty ein, die abrupt endet, weil einer der Teilnehmer ein hohes Tier in der rechten Fides-Partei ist und bei Selfies rüde unterbricht: Könnte schließlich die Karriere ruinieren. Da würgt schon wieder eine politische Wetterlage das Leben ab.
Der Enkel behauptet absurderweise, nicht schwul zu sein. Selbstverleugnung zum Selbstschutz als Familientradition? Großmutter, Tochter, Enkel sind sich verzweifelt ...
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Theater heute Mai 2025
Rubrik: Theatertreffen, Seite 32
von
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