Wartehalle Arbeitsamt

Moritz Rinke «Café Umberto»

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Die mit breiten Latten notdürftig verschalten Wände der Arbeitsagentur sind provisorisch geweißt. In der Mitte des Raums ragt ein Ding aus dem Boden, das eher einer stählernen Notrufsäule als einem Nummernautomaten gleicht. In der rechten Ecke steht einer dieser braunen, mannshohen Kaffeeautomaten, die dünnwandige Plastikbecher auswerfen. Ein Relikt aus Zeiten, bevor aus Arbeitsämtern Arbeitsagenturen wurden und der Servicegedanke über die Bürokratie triumphieren sollte. Bekanntlich ist auch diese Hoffnung ausgeträumt.

Nur Moritz Rinke denkt sie in seinem neuen Stück «Café Umberto» (Stückabdruck in TH 8–9/05) konsequent weiter und verfrachtet gleich einen ganzen Coffee-Shop in die Arbeitsagentur.

In der Bielefelder Inszenierung von Intendant Michael Heicks sieht man kein Café, sondern nur eine Wartehalle (Ausstattung Christof Hetzer). Den Kaffeespender schmeißt Umberto (Ulrich Neuweiler) an und gibt jedem Becher Espresso ein wenig aufgeschäumte H-Milch bei. Und schon ist er da: der beste Latte Macchiato der Stadt! Das sagen zumindest die, die hier warten. Nur Paula (Carmen Priego) lässt sich nicht durch einen Plastikbecher Kaffee entzücken. Als ihr Mann Anton (Harald Gieche) ...

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Theater heute April 2006
Rubrik: Chronik, Seite 44
von Kai Bremer

Vergriffen
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