Verstörende Einfühlung

Karen Breece «Kinderhäuser» am Theater Münster

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Vieles, was man an diesem Abend zu hören bekommt, ist kaum auszuhalten. Der Architekt Martin Schmitz erzählt von schweren Vergewaltigungen, die ein katholischer Priester an ihm als Kind über Jahre verübte und die sein weite -res Leben «und das aller Angehörigen!» bestimmte.

Die heute in Bayern lebende Bäuerin Melanie Hach berichtet vom Aufwachsen im Stadtteil Münster-Kinderhaus unter schwierigsten Bedingungen, mit einem gewalttätigen «Nazi-Opa», einer drogensüchtigen, sich prostituierenden Mutter und jahrelangen Vergewaltigungen in dem Kinderheim, in das sie das Jugendamt vor dieser Familie retten wollte – während ihr die dort beschäftigten Schwestern schlicht eine «blühende Fantasie» bescheinigten.

Mit diesen beiden Betroffenen und drei Schauspieler:innen nähert sich die auf dokumentarische Stoffe spezialisierte Regisseurin Karen Breece einem weiteren Fall, dem Missbrauchskomplex Münster, der 2021 zur Verurteilung von vier Männern und der Mutter eines der beiden Opfer im Alter von 8 und 10 Jahren führte. In einer Kleingartenanlage in Münster-Kinderhaus hatten die Männer die beiden Jungen über Tage zumeist betäubt, um sie stundenlang vor der Kamera zu vergewaltigen. Das Verbrechen ...

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Theater heute August/September 2024
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Eva Behrendt

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