Symbolisch durchgeschüttelt
Mitten hinein also. Das ist die Richtung dieses Abends, der sich selbst wie ein Einschlag ankündigte. Mitten hinein nämlich in die siedende deutsche Debatte rund um Nahost und damit auch in unsere weiterhin die offene Aussprache scheuende Theaterszene. Jetzt aber durfte man Deutliches erwarten beim Gastspiel der neuen Inszenierung von Ofira Henig. Die israelische Regisseurin, regelmäßig in Berlin präsent, gilt nicht bloß als radikale Theatermacherin, sondern auch als ausgemachte Kritikerin der Politik ihres Heimatlandes.
Vor fünf Jahren war sie wegen dieser Ansichten von einigen Kreisen mitverdächtigt worden, als ganz Feuilleton-Deutschland über BDS- und Antisemitismus-Vorwürfe bei der Ruhrtriennale diskutierte.
Es lag also was in der Luft, und wohl auch deshalb hatten ungewöhnlich viele prominente Berliner Theatergesichter den Weg ins kleine Theater im Kreuzberger Aufbauhaus gefunden, wo «Terribly Human» gezeigt wurde. Direkt zum Kern der Sache kommt man dann auch auf der Bühne, allerdings anders, als manche erwartet haben dürften. Ofira Henig hat sich das letzte Stück des 2016 verstorbenen israelischen Autors Gilad Evron vorgenommen. Eine dramaturgisch entfernt an Sartre oder ...
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Theater heute August/September 2024
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Janis El-Bira
Zum Schluss gab’s noch eine große Oper. Die Ausweitung der Sprechtheaterzone war für Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg in den vergangenen fünf Jahren Programm am Schauspielhaus Zürich – siehe auch das Gespräch im letztem Heft. Die Regisseurin und bildende Künstlerin Wu Tsang war dabei eine der federführenden Hauskünstler:innen. Ihre «Carmen» nun nach...
Dies ist meine erste Fahrt auf einem richtigen Motorrad. Ich sitze hinter Thomas, einem selbständigen Heizungsinstallateur aus Bitterfeld, auf seiner Honda, und mir wird etwas mulmig, als er auf der Landstraße zwischen Wolfen und Raguhn kurz auf 90 km/h beschleunigt und mir der Fahrtwind den nicht sehr gut sitzenden Leih-Helm nach hinten schiebt. Mit der einen Hand...
Als Albrecht Dürer 1515 das berühmte Rhinozeros mit dem Holzmesser in ein Druckbrett schnitt, da war die Migration hierzulande schon ziemlich alt. Die Hunnen kamen bereits im Jahr 375 nach Christi Geburt aus Asien ins Germanische geritten und lösten eine innereuropäische Migrationsbewegung von hoher Mobilität aus. Die sogenannte Völkerwanderung der Spätantike...