Symbolisch durchgeschüttelt
Mitten hinein also. Das ist die Richtung dieses Abends, der sich selbst wie ein Einschlag ankündigte. Mitten hinein nämlich in die siedende deutsche Debatte rund um Nahost und damit auch in unsere weiterhin die offene Aussprache scheuende Theaterszene. Jetzt aber durfte man Deutliches erwarten beim Gastspiel der neuen Inszenierung von Ofira Henig. Die israelische Regisseurin, regelmäßig in Berlin präsent, gilt nicht bloß als radikale Theatermacherin, sondern auch als ausgemachte Kritikerin der Politik ihres Heimatlandes.
Vor fünf Jahren war sie wegen dieser Ansichten von einigen Kreisen mitverdächtigt worden, als ganz Feuilleton-Deutschland über BDS- und Antisemitismus-Vorwürfe bei der Ruhrtriennale diskutierte.
Es lag also was in der Luft, und wohl auch deshalb hatten ungewöhnlich viele prominente Berliner Theatergesichter den Weg ins kleine Theater im Kreuzberger Aufbauhaus gefunden, wo «Terribly Human» gezeigt wurde. Direkt zum Kern der Sache kommt man dann auch auf der Bühne, allerdings anders, als manche erwartet haben dürften. Ofira Henig hat sich das letzte Stück des 2016 verstorbenen israelischen Autors Gilad Evron vorgenommen. Eine dramaturgisch entfernt an Sartre oder ...
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Theater heute August/September 2024
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Janis El-Bira
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