Vergiftetes Erbe

Dmitrij Gawrisch nach Ibsen «Volksfeind» am Vidmar 1 Bern

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Das Heilwasser ist eine Giftkloake. Ibsens «Volksfeind» kommt immer da zum Einsatz, wo die Theater sich Umweltverschmutzung und ihrer Vertuschung, Fakten und Fake News annehmen wollen. Die Bühnen Bern haben nun ein junges Team einen Blick darauf werfen lassen: den gegenwärtigen Hausautor Dmitrij Gawrisch und die Regisseurin Selen Kara, die ab Herbst Ko-Intendantin in Essen wird. Was sehen sie in Ibsens Umwelt- und Politintrigen?

Eine fremde Welt.

Das Publikum sitzt im Arena-Setting von Lydia Merkel zu vier Seiten eines verglasten Würfels, Ibsens Figuren sind darin ausgestellt wie in einer Museumsvitrine. Not -gedrungen oft mit dem Rücken zu den Zuschauer:innen, so dass sie noch mal abgewandt anmuten. Und auch wenn sie sich zwischen ihren Auftritten ins Publikum setzen, wirken sie isoliert, versunken in Textbücher, ohne Bezug zur Umgebung. In den Grau-in-Grau-Fantasykostümen von Anna Maria Schories sehen sie aus wie verstaubte Antiken.

In frischem Wassergrün tritt einzig Petra Stockmann auf (Genet Zegay), die Tochter des kämpferischen Kurarzts. Sie will mit ihrem Vater die Wahrheit ans Licht bringen, als Lehrerin die Kinder das Fragen lehren. Aber auch ihr geht der ...

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Theater heute März 2023
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Andreas Klaeui

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