Unsittengemälde
Es ist ein Kleinod, dieses Pumpenhaus am nördlichen Rand des Münsteraner Stadtzentrums. Regelmäßig bespielt von Jugend- und Amateurtheatern und offen für Tanz, Konzerte und Lesungen, präsentiert es etwa im Quartalstakt Geheimtipps der Indie-Kunst – von Howe Gelb (Singer&Songwriter) bis andcompany&Co. (Space-Theater).
Im Februar gastierte auf der gut 140 Plätze fassenden Bühne die renommierte Off-Gruppe T1 von Thorsten Lensing und Co-Regisseur Jan Hein, um mit der vereinten Power von Freier Szene und Großstadttheaterbetrieb einen «Onkel Wanja» hervorzubringen, wie man ihn in NRW nicht alle Tage sieht. Die Koproduktion mit den Sophiensaelen Berlin, dem Theater am Neumarkt Zürich/Züricher Festspiele, Kampnagel Hamburg und dem Schauspiel Frankfurt wird illuster angeführt von Devid Striesow (Astrow, der Arzt), Josef Ostendorf (Wanja) und Ursina Lardi (Professorengattin Elena). Als Wanderbühnen-Requisite genügen ihnen ein paar Sitzmöbel und Tische sowie selbstredend ein Samowar (Bühne: Hannah Landes).
Eine Landgesellschaft mit Entzugserscheinungen stellen sie uns vor: alle rastlos, erhitzt, verschwitzt. Manches Fest dürfte schon hinter ihnen liegen, aber der Sommer ist unabsehbar lang ...
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Im Moment verfolgt das Frankfurter Schauspiel unter anderem bundesrepublikanische Familiengeschichten, in denen en passant ökonomische Turbulenzen von den Wirtschaftwunderjahren bis hin zum Turbokapitalismus der New Economy verhandelt werden. Auf Jan Neumanns «Kredit» (siehe S. 40ff. in diesem Heft) folgt Kai Ivo Baulitz’ «Transporter», mit dem der 36-jährige...
Die Frage ist: Wie deutlich muss man werden? Seit Jahren läuft zwischen Theatermachern und -kritikern immer dasselbe Spiel: Die Regisseure inszenieren so drastisch wie möglich, die Rezensenten werfen ihnen Plattheit vor, und am Ende heißt es immer, man solle den Zuschauer doch nicht für dumm erklären, er würde das auch so verstehen.
Nun kann man sich auf den...
Erwin Geschonneck war schon 43 Jahre alt, als er in seiner Heimatstadt Berlin debütierte. In der ersten Aufführung des neugegründeten Berliner Ensembles, Brechts «Herr Puntila und sein Knecht Matti», spielte er den proletarischen Widerpart des Gutsbesitzers und Leuteschinders, den der von Brecht aus der Schweiz geholte Leonard Steckel schon bei der Zürcher...