Unsichtbarkeit und Superpower
Um sich eine Menge Ärgernisse zu ersparen, nutze ich diese Textfläche im schönen Theaterheute-Jahrbuch, um meine Erfahrungen zum Thema schwanger sein als Schauspielerin zu teilen. Denn: Sichtbarkeit ist eine Währung, die höher ist als die nächste NV-Bühne-Gagen-Erhöhung.
«Oh du bist schwanger, das ist aber toll. Herzlichen Glückwunsch! Ohhh, du spielst aber gerade in vielen Produktionen, da müssen wir viel umbesetzen. Das wird Arbeit. Aber puhh, das kriegen wir schon hin.
Ob du noch dein neues Stück mit Elsa-Sophie Jach so kurz vor Beginn des Mutterschutzes machen kannst? Ich denke, das wird kompliziert.» Das war so etwa die verkürzte Variante von meinem «Outing-Gespräch» bei meinem Intendanten Enrico Lübbe.
Trotz allem Verständnis zeichnete sich ab, dass es nicht so leicht wird, meine Vorstellung von Arbeit in der Schwangerschaft und die des Theaters zu vereinen. Doch es kam nach einigen Gesprächen dazu, so dass ich die Produktion machen konnte, unter folgenden Rahmenbedingungen:
Die Regisseurin ist einverstanden, setzt sich sogar für die bestehende Besetzung ein. Es gibt eine extra engagierte Gästin als Zweitbesetzung (merci Isabel Tetzner), die bereits während der Probenzeit ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Ärgernisse, Seite 91
von Teresa Schergaut
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Meine Haare sind splissig, ich könnte rasen vor Wut. Beim Frisör in Altona lasse ich mir für 4,99€ einen Olaf-Scholz-Haarschnitt machen. Im Klatschmagazin lese ich, dass Olaf damals die von der UN-Menschenrechtskonvention als Folter deklarierte Brechmittelgabe in Hamburg durchgewunken hat. Rechtswidrig kotzende Leute sind daran gestorben. Er lächelt bodenständig...
100% Narva› bewegt mich immer noch», schreibt die estnische Kulturjournalistin Madli Pesti in ihrer Reportage über die Aufführung von Rimini Protokolls partizipatorischem Projekt Mitte November 2022. «Die Äußerungen meiner Landsleute in der Performance bleiben verstörend. Ich kann es nicht fassen, dass meine Mitbürger sich abwenden bei der Frage, ob sie die...