Und vergib uns unsere ...
Katholiken tragen von Geburt an die Erbsünde in sich, können am Samstag aber zur Beichte gehen, schon am Sonntag mittags unbefleckt den Leib Jesu Christi empfangen und am Montag getrost weiter sündigen. Kommt man dagegen als Protestant zur Welt, gibt es keine Erbsünde, man ist aber angehalten, ein Leben lang Schuld zu begleichen. Gearbeitet wird nicht um reich zu werden, man arbeitet Schulden ab. Reich werden passiert eher nebenbei.
Dominik Busch, so der Eindruck, ist ein protestantisch sozialisierter Theaterautor.
Vor zwei Jahren wartete er mit einem dokumentarisch anmutenden Globalisierungsdrama auf und stellte in «Das Recht des Stärkeren» unter anderem die Frage, inwiefern Südamerika heute noch von Europa ausgebeutet wird. In seinem neuesten Stück verlagert er die Schuldfrage nun in lokale Zusammenhänge und umkreist Menschen, die aufgrund unvorhergesehener Ereignisse aus der Bahn geworfen werden, mit Schuldgefühlen unterwegs sind und nicht mehr wissen, ob in dieser Welt überhaupt noch ein Platz für sie vorgesehen ist.
Busch verhandelt das abseits aller Klassenschranken. Jeder ist schuldig, der Chefarzt und der Vater, der seinen angeblich missratenen Sohn nicht mehr sehen will, ...
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Theater heute Januar 2021
Rubrik: Das Stück, Seite 52
von Jürgen Berger
Stell dir vor, du hast es in einen Beruf geschafft, von dem man denken könnte, es sei der schönste Beruf der Welt, ein Beruf, der sich mit Freiheit beschäftigt – und dennoch: Das uneingelöste Schönheits-, Liebes- und Freiheitsversprechen, das dieser Beruf mit sich bringt, schnürt dir die Kehle derart zu, dass du dich fragst, warum du nur in diesen Beruf drängtest.
...
Premierenabend im Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Heike M. Goetze inszeniert Ödön von Horváths «Geschichten aus dem Wiener Wald» als alptraumhafte Theater-Installation, die vom «Volksstück gegen das Volksstück» wenig übrig lässt außer gesichtslosen Zombies, die auf der auf den Kopf gestellten Bühne ihr Unwesen treiben.
Als «eine Geisterpremiere» charakterisiert...
«Ich bin so traurig, ich brauch Blaulicht», da sitzt er nun, der Frosch, und quakt am Lagerfeuer. «In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat …», will der Märchenonkel (Lukas Vögler) anheben – «Abgesagt!», schallt es ihm im Chor entgegen. Die arbeitslosen Märchenfiguren treffen sich im Wald und wirken ein bisschen ratlos. «Wat is ab?» Ist doch noch...
