Überleben im House of Cards
Eigentlich wollten wir uns im Theater treffen, ein letztes Mal, aber dann sind die Kinder krank geworden, und er lädt zu sich nach Hause ein. Florian Fiedler wohnt mit seiner Familie direkt neben dem Bochumer Intendanten Johan Simon, 30 Kilometer vom Theater Oberhausen entfernt, in einem schönen alten Stadthaus mit zwei Etagen, die Küche mit knorzig-riesigem Holztisch und selbstgebauten Möbeln in Graublau. Fiedler holt Kaffee, Wasser, Kekse, eigentlich springt er ständig auf, um etwas zu holen.
Dorothea Marcus Sind Sie erleichtert, dass die Intendanz zu Ende ist? Es wirkt ja schon ziemlich ungerecht, dass Sie nun nach erst fünf Jahren in der Stadt bereits wieder gehen müssen, irgendwie auf dem falschen Bein von der Pandemie erwischt, obwohl Sie ihr mit der Webserie «Die Pest» und Draußenspiel-Versuchen engagiert die Stirn geboten haben. Wie geht es weiter bei Ihnen?
Florian Fiedler Erleichtert bin ich sicher auch, die letzte Zeit mit Corona und Baustelle war schon sehr, sehr anstrengend für uns alle. Melancholisch bin ich; die Dinge, von denen wir jetzt merken, sie funktionieren, hätte ich gerne fortgesetzt, hätte gern ein bisschen mehr geerntet von dem, was wir alles gesät ...
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Theater heute Jahrbuch 2022
Rubrik: Transformation, Seite 74
von Dorothea Marcus
Wenn das «Das neue Leben» ist? Große weite leere Bühne mit einer Art Schiedsrichterleiter und einem automatischen Klavier, die später von einem martialischen Lichtrührkreisel abgelöst wird? Ein paar demonstrativ verloren wirkende Schauspieler:innen spielen sich schüchtern bis verlegen einen Text zu, der von strikter Liebesverleugnung und Sublimationskunst handelt....
Die Nachricht, dass ich für «Theater heute» etwas schreiben soll, kommt mir sehr willkommen nach drei Tagen Kostümabgabe-Kampf mit den Italienern, die mich halb verstehen oder so tun, als ob sie mich nicht verstehen würden. Ich habe eine junge Assistentin dabei. Sie möchte Kostümdesign studieren. Ich frage sie, warum? Seit Kurzem habe ich meine übertriebene Sucht...
Möglicherweise waren es die plötzlich gewonnene Zeit des Reflektierens und die Leerlauf-Phasen der Lockdowns, die die strukturellen Probleme der Theaterbetriebe deutlicher denn je in aller Munde gebracht haben. Probleme, die lange vor sich hin gegärt haben und nun geradezu herausquellen aus den Theatern. Die Liste ist lang. Hat die Pandemie-Erfahrung zu einem...