Transformative Utopie
Am Ende fällt dann alles buchstäblich aus dem Rahmen oder vielmehr vor den Rahmen. Einen solchen hat Nadja Sofie Eiler nämlich auf die große Bühne des neuen theaters in Halle gebaut und in ihn hinein eine große Küche mit freistehender Arbeitsfläche. Im Hintergrund ein paar Fenster, rechts steht der Kühlschrank, in der hinteren linken Ecke der Herd und vorne ein Waschbecken, an dem sich die Protagonisten und Protagonistinnen ständig die Hände waschen. Nicht ohne Grund, wie sich am Ende zeigt.
Denn all das Schälen von Karotten und Kartoffeln, das Schnibbeln von Lauch arbeitet präzise auf das finale Verlassen des Rahmens hin, das hier mehr sein wird als nur ein Durchbrechen der vierten Wand.
Das ist das Setting für die deutsche Erstaufführung von «Penthesile:a:s. Amazonenkampf» der französischen Autorin MarDi in Halle in der Regie von Sandra Hüller und Tom Schneider. Es ist Hüllers Regiedebüt, gleichwohl sie in den Arbeiten des Farn Kollektiv schon mehrfach mit Schneider in kreativen Prozessen zusammen gewirkt hat. Auch mit der Penthesilea hat sie eine Vorgeschichte: 2018 spielte sie bei den Salzburger Festspielen zusammen mit Jens Harzer eine auf ein Duett eingedampfte Variante des ...
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Theater heute Juni 2025
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Torben Ibs
In François Ozons leisem Thriller «Swimming Pool» rettet sich eine erfolgreiche, aber akut einfallslose Schriftstellerin an den Pool ihres Verlegers, um ihre Schreibblockade zu überwinden. Dort trifft sie auf dessen hedonistische Tochter, die sich vom Störfaktor schnell in eine wahre Inspirationsquelle verwandelt: Ob Sex und Mord am Pool dabei realen Ereignissen...
Im zweiten Akt sitzt der Kriegsveteran und Jahrmarktschausteller Eugen Hinkemann in einer Arbeiterkneipe mit ein paar Genossen beim Bier. Einer von ihnen, bei Ernst Toller heißt er Michael Unbeschwert, hat gerade die neue Gesellschaftsordnung in Aussicht gestellt, in der «eine vernünftige Menschheit ein glückliches Dasein» produziert. Ob das für alle gelte, will...
Jelinek-Inszenierungen waren lange eine knallbunte, aber triste Angelegenheit. Regisseur:innen wollten es der Autorin recht machen, die in ihrem programmatischen Essay «Ich möchte seicht sein» (1983) ihre Ästhetik offenlegte. Jelineks Lob der maximalen Oberflächlichkeit forderte: keine Psychologie, keine tiefe Bedeutung, Theater als Modenschau.
Zwei völlig...
