«Trag mir meine Einkäufe»
Schummriges Rotlicht im Zuschauerraum, auf der Bühne ein Setting zwischen Kinderzimmer und Bordell: Vier aufblasbare Plastikraketen bilden eine Art Burgfried, zwei von ihnen tragen umgedrehte Gesichter als Sockel. Männliche? Weibliche? Lässt sich nicht sagen.
Im Halbdunkel taucht eine zarte Gestalt mit langer Haarmähne auf, vorne angekommen knickt sie wie unter Schlägen ein, dazu dumpfes Wummern, sie kämpf sich wieder hoch, vollführt ein paar artige Ballettbewegungen mit schlängelnden Armen, dann wieder ein unsichtbarer Angriff und heftige Gegenwehr, bis sie, den Kopf zurückgeworfen, auf den Knien liegen bleibt. Lichtwechsel; und plötzlich hocken Gro Swantje Kohlhof, Jelena Kuljic, Bekim Latifi, Edith Saldanha (die eben noch den einsamen Kampf performt hat) und Mehmet Sözer in stylischen Ganzkörper-Trikots von Teresa Vergho um einen dampfenden Pool mit orangefarbener Flüssigkeit, den Bühnenbildnerin Michela Flück in der Mitte der Bühne eingelassen hat, und halten eine Seance der Sisterhood. Ab jetzt keine ohnmächtige Betroffenheit mehr, nur noch böse Blicke ins Eingemachte.
Trigger-Warnung fürs Geschäft
Regisseurin Pinar Karabulut, die hier auch für Choreografie zeichnet, hat ...
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Theater heute Dezember 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 24
von Silvia Stammen
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