Frohe Weihnachten!
Nein, keine besonderen Neuigkeiten. Wer sich durch das eindrucksvollste Zahlenwerk zum deutschen Theater, die gerade erschienene Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins 2017/2018 blättert, sieht auf den ersten Blick business as usual. Keine Abstürze, keine steilen Zuwächse. Der Motor brummt.
Auf den zweiten Blick brummt der Motor immer noch, allerdings zittert die Nadel gefährlich im roten Drehzahlbereich.
Die 142 öffentlichen Theaterunternehmen in den 16 Bundesländern haben die Anzahl der Neuinszenierungen in allen vier Sparten noch einmal leicht gesteigert: im Schauspiel von 1377 auf 1466, im Musiktheater von 642 auf 647, aber auch im Tanz (246 statt 231) und besonders im Kinder- und Jugendtheater (674 statt 629). Besonders explodiert ist das sogenannte «theaternahe Rahmenprogramm», darunter die Einführungen und Publikumsgespräche, nämlich um 9,6 Prozent von 15.303 Veranstaltungen auf 16.769.
Doch trotz dieser sorgenden Rundumbetreuung gehen die Zuschauerzahlen leicht zurück. Insgesamt von 20.446.304 auf nur noch etwas über 20 Millionen, genau 20.146.221. Im Schauspiel fällt die Besucherzahl von 5.204.790 auf 5.093.374. Was ein bisschen irreführend ist, denn gezählt ...
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Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Franz Wille
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