Strenges Glück
Glück, Lust – und die Suche danach im Theater: Sind gerade Tschechows «Drei Schwestern» (an den Münchner Kammerspielen) das richtige Stück, um dabei fündig zu werden? Olga, die älteste, ist als Lehrerin längst verzweifelt, eine früh ältliche ewige Jungfer. Irina, die jüngste, ist auf der Suche nach einer Aufgabe, einer Liebe, nach Lebenssinn – aber ihre Sehnsucht wird dort, wo sie lebt, kaum in Erfüllung gehen können. Mascha, die Mittlere, hat immerhin einen Mann, aber der ist nur ein mittelmäßiger, und die Ehe beschert ihr bestenfalls strenges Glück.
«Drei Schwestern» – wie alle Dramen Tschechows vor allem ein Stück der Ausweglosigkeit, voller Melancholie und Abschiede, voll wunschseligen Unglücks, obwohl am Ende Irinas Ruf «Nach Moskau, nach Moskau!» wie ein Aufbruchssignal klingen könnte …
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Nach München, nach München – der Wiederentdeckung der Zuschaulust wegen? In den letzten Jahren hatte meine große Liebe fürs Theater merklich nachgelassen. War das der schieren Dauer unserer Liaison geschuldet? Oder dem Älterwerden? Oder den mir fremder werdenden Haltungen der Regisseure und Akteure? Keinesfalls wollte ich ein aus Überdruss mäkeliger, besserwisserischer Kritiker werden. Also ...
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Im Grunde schreibt Elfriede Jelinek schon lange keine Stücke mehr. Sie stellt Textblöcke zur Verfügung, aus denen bei entsprechender Behandlung Theater werden kann. Sie sind dabei nicht zimperlich, diese Texte, im Gegenteil, sie wollen hart rangenommen werden. Dafür sind sie aber auch zu allem bereit und gänzlich uneitel, wenn es darum geht, sich offensiv benutzen...
Vielleicht geht einem nach dem circa 70. Stück doch langsam der Stoff aus für gut gemachte Gesellschaftskomödien? Vielleicht verliert ein «Sir» auch ein wenig an Bodenhaftung, der Draht zu den wirklichen Problemen der Zeit ist gekappt, statt zynisch ist der Humor längst nur noch dickflüssig und zäh, von Ideen fehlt jede Spur. Aber es muss was Neues her. Unter «A»...
Der Verwaltungsrat der Zürcher Schauspielhaus AG sprach von bis zu dreißig ernstzunehmenden Bewerbungen für die künstlerische Direktion. In der Schweiz heißt der Posten offiziell nicht Intendanz, weil die höfische Tradition fehlt und damit auch dieser Begriff. Bedenkt man, wie wenig die Findungskommission in acht Monaten gefunden hat, darf man durchaus von feudalen...