Schnee im Sommer
Rien ne va plus. Auf einem Flughafen, dem klassischen Nicht-Ort der Postmoderne, hat Tena Stivicic den Reisenotstand ausgerufen. Vermutlich ist die junge kroatische Autorin mit Wohnsitz in London und europäischer Karriere selbst Dauergast in Heathrow und all den anderen Passagierumschlagplätzen des Kontinents. Für ihr Stück «Funkenflug», das nach der Präsentation bei der Wiesbadener Biennale im letzten Jahr nun dort auch seine deutsche Erstaufführung erlebte, hat sie das quälende Warten im Duty-Free-Bereich jedenfalls passgenau abgebildet.
In jenem ominösen Zwischenreich, in dem es nicht vor- und nicht rückwärts geht, bis man endlich in den Flieger steigen darf, sitzen Stivicics Figuren fest, weil es mitten im Sommer schneit. So bleibt genügend Zeit zu beobachten, wie sich zwischen Terrorangst, Wetterchaos und Wartenot Beziehungen bilden und auflösen, sich Menschen emotional entblößen und geregelte Abläufe immer mehr zur Farce verkommen.
Gleich zu Beginn hat Regisseur Tobias Materna ein gelungenes Bild für den Herdentrieb des Durchgangsverkehrs gefunden. Eng zusammengepresst tippelt eine Menschentraube auf die Bühne. Kollektiv wird hektisch Kaffee getrunken, geraucht, gehustet, ...
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