Schmiere de luxe
Der Schottenrock wird weithin unterschätzt. Man hat ihn als sympathische Schrulle lieb gewonnen, nimmt ihn als Kleidungsstück aber nicht weiter ernst. Damit ist jetzt Schluss: Die Protagonisten der Oscar-Wilde-Inszenierung «Ernst ist das Leben» im Akademietheater demonstrieren eindrucksvoll, wie kleidsam und sexy das verkannte Teil sein kann – und wie gut der Kilt mit Sakkos aus Schlangenleder oder Hermelinfell, mit Cowboyhut und sogar Westernstiefeln harmoniert.
Martin Kraemers Kostüme sind der heimliche Star einer Inszenierung, in der an Stars ohnedies kein Mangel herrscht.
Auf der Besetzungsliste stehen fast nur erste Kräfte des Hauses, und für die Stückfassung zeichnet keine Geringere als Elfriede Jelinek verantwortlich. Die Nobelpreisträgerin, die schon Farcen von Feydeau und Labiche übersetzte, hat sich nun (gemeinsam mit der Übersetzerin Karin Rausch) erstmals Oscar Wilde vorgenommen. Das liegt näher, als es scheinen mag: Auch bei Wilde liegt der ganze Witz in der Sprache. In seinem wohl besten Stück «The Importance of Being Earnest» (1894) tut der ziemlich abstruse Plot um die Eskapaden zweier Dandys nichts weiter zur Sache; die Dialoge aber sind zum Teil so aberwitzig ...
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Émile Durkheim erklärte 1897 den Selbstmord als soziales Phänomen. Rund hundert Jahre später hat Jon Fosse ein Stück über den Selbstmord einer jungen Frau geschrieben, in dem er bewusst weder individuelle Geschichten noch gesellschaftliche Zusammenhänge thematisiert. Dennoch werden Einsamkeit und Sprachverarmung seiner Figuren zu einem Thermometer für die...
Es gibt natürlich eine Webseite. Auf www.die-leiden-des-jungen-werther.de kann man sich die Briefe des längst tot Geglaubten als Mail schicken lassen, täglich oder – zur Wahrung des Zeitgefühls – den datierten Abständen folgend. Ein Hauch von «norway.today» durchweht den Klassiker. Man kann auch Seiten suchen, die Werther und Kurt Cobain in einen Zusammenhang...