Regeln der Fernsehmenschlichkeit
Für Schauspielerinnen und Schauspieler ist die Nachrichtensprecherei vielleicht die größte Herausforderung unserer Tage. Zwischen kritischem Verfremdungseffekt und Einfühlungstheater liegt nur ein Hauch. Mit dem Lüpfen einer Augenbraue hat man die Seiten gewechselt. Und in was für einem Krieg – zwischen Kunst und Kitsch, Qualität und Quote, Vernunft und Wahn, Ober- und Unterschicht! Ein Kampf um die Herzen der Zuschauer, um die Köpfe schon lange nicht mehr.
Steffen Seibert ist der größte, der tollste, der unverfrorenste Schmierendarsteller auf der Nachrichtenbühne.
Keiner Kollegin, keinem Kollegen gelingt es, sich die verlesene Nachricht so gnadenlos untertan zu machen, sie so restlos dem eigenen Gefühlshaushalt einzuverleiben, sich mit ihr in den Tiefen des Sonnengeflechts zu vereinigen und als ein Respekt und Mitgefühl gebietendes Gekröse wieder abzugeben. An Seibert können junge Schauspieler lernen, wie man spielt, dass man fühlt. Mitfühlt. Immer. Wie man die Zuschauer mitnimmt. Ihnen das eigene Gefühl als das ihre aufzwingt, als hätten sie nie ein eigenes besessen.
Iraker werden in der Luft zerrissen, Reformen werden wieder nichts, was Steffen Seibert an sich alles nichts ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Dieses «Spiel für Stimmen» ist ein exemplarisches Hörspielwerk der Stimmenvielfalt. Darum geht es zuallererst, und nun besteht die Gelegenheit, gleich drei Versionen im Vergleich zu hören: Das von der BBC in Auftrag gegebene Hörspiel wurde 1954 produziert, allerdings erst 1963 vollständig gesendet. In ihm wird die wichtigste und umfangreichste Rolle des Erzählers,...
Für ein Kinder- und Jugendtheater kann man sich eigentlich keinen passenderen Ort wünschen: Das Haus ist riesengroß und von einem Park mit alten Bäumen umgeben, durch den des Nachts hunderte von Fledermäusen flattern. Es ist eine Mischung aus Spuk- und Märchenschloss, hat Höfe, verwinkelte Gänge und Flure und jede Menge Platz zum Theaterspielen. Der marode Charme...
Simon Stephens kommt aus Stockport und ging fort, erst nach York, dann nach London. Sein zweites Stück «Port» (nach «Reiher», Stückabdruck in TH 4/03) spielt in einer, dieser Kleinstadt und handelt vom Fortgehen, von Aufbruch. Sein drittes, «One Minute», spielt in London und handelt, ja, auch vom Fortgehen, aber ebenso vom Bleiben, von Stagnation, vom Leben ohne...