Provinz im Wortsinn

Meininger Wechsel: Wie Intendant Res Bosshart geschasst und der Noch-Ulmer Direktor Ansgar Haag in die thüringische «Theater-Stadt» geholt wurde

Theater heute - Logo

Als Anfang Juni aus Meiningen die Nachricht kam, der Vertrag des Intendanten Res Bosshart werde nicht nur im Jahr 2007 nicht verlängert, sondern der Theaterchef müsse sogar vorzeitig und zwar bitte sofort gehen, war eigentlich niemand so richtig überrascht. Meiningen und Bosshart: Das war seit Beginn der «Zusammenarbeit» in der Spielzeit 2002/03 eine ungute Liaison.

Zwar hatte man sich den ehemaligen Kampnagel-Leiter aus Hamburg wohl noch sehr bewusst geholt, damit er in der selbsternannten thüringischen «Theater-Stadt» mal so richtig «das graue Meer im Parkett farblich auffrische», wie es damals aus den Reihen der Kulturpolitiker hieß. Aber dann trieb es Bosshart den Meiningern doch schon bald zu bunt.

Bereits die Spielzeit-Plakate (Fotos von Brigitte Meier-Müller), die mit dem gehätschelten und verstaubten herzöglichen Image provozierend und ironisch spielten, verwirrten gleich zum Start vor drei Jahren die Sehgewohnheiten der verärgerten Bürger; gegen den aufgefrischten Spielplan, der tatsächlich mit «Zeitgenössischem» drohte und eine befremdliche Ästhetik befürchten ließ, lief, allen treuen und verschüchterten Theatergängern voran, ein lauter Trupp älterer und sendungsbewusster ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2005
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Bernd Noack

Vergriffen
Weitere Beiträge
Uneingeschränkt geschenkkassettenfähig

Der Rhythmus stimmt in diesem Film. Der Sound auch und die Richtung sowieso: Existenzfragen und sozialer wie mentaler Überlebenskampf sind nun mal die Themen dieser Tage (keine Ironie!). Was Gorkis naturalistisches «Nachtasyl» natürlich nicht zum Nachbarschaftsdrama macht, und der Filmregisseur und Drehbuchautor Hardi Sturm, der den Stoff in deutsch-französischer...

Die Voodoo-Party

Die zahlreichen Begegnungen mit den jeweils neuen Profilen des schwedischen Dramatikers Lars Norén hatten fast den Schock vergessen lassen, der auch viele deutsche Bühnen erfasste beim ersten Blick auf die Fantasien in Noréns Theater der Psychopathologie. «Nachtwache» war ein Teil davon – im Rückblick und mit dem Abstand von gut zwanzig Jahren interessiert...

Im Morgengrauen der Saison

Was gibt es Schöneres, als am Vorabend der neuen Saison in den Spielplanheften zu blättern und all die aufwühlenden, inhaltsreifen, gedankenschweren Sätze auf sich wirken zu lassen? So ein Spielplan aus Shakespeare und Schiller, Goethe und Kleist, Horváth und Büchner, Gegenwartsdramatik und Deutscher Erstaufführung will ja nicht nur vor Ensemble und Publikum...