Projekt Weltverbesserung?
Das Haus ist groß und leer, ein white cube aus Rigips mit Satteldach. So gemütlich sehen die Mannschaftszelte von innen aus, die von der Bundeswehr in Katastrophengebieten zur Erstversorgung aufgestellt werden. Nun sprengt die Notunterkunft beinahe die geräumige Bühne des Hamburger Schauspielhauses, und trotz ordentlicher Belegung bleibt noch viel Platz für Neuzugänge. Man kommt von der Seite und aus der ersten Reihe ins «Nachtasyl» 2006. Vor der Revolution ist nach der Revolution: Dafür plädiert Jürgen Gosch mit Maxim Gorki.
Aber bevor die soziale Frage einen 100-Jahres-Sprung wagt, steht im Thalia ein historischer Rettungsversuch auf dem Programm: die gute alte Revolution und ihre kommunistische Praxis.
Sartres «Die schmutzigen Hände» führen tief in den Keller der erledigten Fragen des letzten Jahrhunderts. Darf man für die bessere Zukunft oder auch nur das Wohl der Partei einen Menschen umbringen – und sei er ein verabscheuungswürdiger Abweichler? Und was macht der aufrechte Revolutionär, der für seinen Mord ins Gefängnis gewandert ist, wenn sich nach der Entlassung die Parteilinie geändert hat? Da kann man schon ins Grübeln geraten über Politik und Moral und Verantwortung und ...
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Am Ende vom «Dickicht der Städte», kurz vor dem Einstieg in das Dickicht des Brecht-Abends an der Volksbühne, kommt kurzzeitig so etwas wie Wettkampfstimmung auf: Die dagebliebenen Zuschauer buhen und fletschen die Zähne; die Schauspieler tänzeln aus der Applausordnung, johlen und recken die Fäuste wie Knockoutfighter, die einen laschen Punktsieg gelandet haben....
Zuerst ist immer die Kunst. Kritik ist sekundär. Weshalb sich Kritik in erster Linie an der Kunst schult und nicht umgekehrt. Und weshalb die Neigung der Kritik immer eine Frage der ersten großen Liebe und die Perspektive eines Kritikers unbedingt immer auch eine Generationenfrage ist. Anders kann es gar nicht sein. Man wächst mit einer bestimmten Ästhetik auf,...
Mit «Sein Dasein war ihm eine notwendige Last. – So lebte er hin» endet Büchners «Lenz». Wollte man die Novelle für die Bühne bearbeiten, müsste man den wahnsinnig exzentrischen, fatalen Charakter in all seiner Widersprüchlichkeit darstellen. Das noch größere Problem wäre allerdings, dass jeder sich fragen würde, warum nicht gleich den «Woyzeck» inszenieren – mit...