Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit
Ein nebliger Abend im Advent des Jahres 1938 an der deutschen Küste, nahe einem großen Hafen. Die Angst kommt mit der Kälte des Wassers und der Dunkelheit des Meeres. Unter 10° Celsius entspricht die Chance zur Selbstrettung dem Wert der Wassertemperatur in Minuten, besagt eine Faustregel unter Seeleuten. Verschwindend gering ist die Wahrscheinlichkeit, unter diesen Bedingungen gerettet zu werden. Zu klein der schattenhafte Punkt, den der menschliche Körper auf der schillernden Wasseroberfläche beschreibt, zu groß die Kräfte von Wellen, Wind und Strömung.
Aber der Schwimmer hat Glück. Gegen den Horizont zeichnen sich die Umrisse eines kleinen Fahrzeugs ab. Eine helfende Hand zieht ihn über das niedrige Freibord an Deck. Rettung in letzter Sekunde. An der Gösch, der kursweisenden Flagge am Bug des Schiffes, weht der Dannebrog – für den Geretteten wird die dänische Flagge zum Symbol der Hoffnung, das sich als trügerische Sicherheit erweisen wird.
Was treibt einen Menschen dazu, auf die winterkalte See hinauszuschwimmen und das eigene Leben aufs Spiel zu setzen? Welche Schuld muss er auf sich geladen haben? Und vor wem ist er auf der Flucht? Fragen, die sich auch die vierköpfige ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Neue Stücke, Seite 152
von Stijn Reinhold
Theater verteidigen mit einem partizipativen Ansatz nicht nur meine oder unsere Rechte (also die Rechte von BPoCs bzw. allen Menschen, die gruppenspezifischen Diskriminierungen ausgesetzt sind), sie verteidigen die Demokratie im Allgemeinen.
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