Over- und Understatement
Als Interviewpartner ist Lars Eidinger ein Sechser im Lotto.
Im Vorfeld seiner von reichlich Presse flankierten «Romeo und Julia»-Inszenierung sagte er lauter goldene Worte: «Mein Beruf ist wie Sex» («Zeit-Online»), «Ich profitiere sehr von diesem Gefühl: Ich kann sie alle haben» (im Berliner Stadtmagazin «Zitty», unnötigerweise gefolgt vom abschwächenden «Ich weiß, wenn man in der Hinsicht ehrlich ist, wird einem das immer gleich als Arroganz ausgelegt») oder, quasi Metaebene, «Als ich vor 15 Jahren am Deutschen Theater anfing, hieß es oft, dein Privatscheiß interessiert nicht. Ein Riesenmissverständnis. Wenn etwas interessiert, dann der private Scheiß» («Berliner Morgenpost»). Sätze, deren Offenheit man nicht aus jedem Mund entwaffnend finden würde. Beim Rampenspieler Eidinger aber stärken sie dessen Glaubwürdigkeit.
Was aber ist mit dem Regisseur Lars Eidinger? Sein Debüt vor fünf Jahren – Schillers «Die Räuber» mit Schauspielschülern der «Ernst Busch» auf der Studiobühne – war durchaus verheißungsvoll. Während Franz sich in den fettleibigen Vater Moor verwandelte, mutierte Karl zu einem Widergänger des nihilistischen Schlägers Alex aus «Clockwork Orange», und auch sonst ...
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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Eva Behrendt
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