On the run

Einsame Männer, und immer unterwegs: Der deutsche Film auf der 60. Berlinale will weg und kommt nicht vom Fleck. Neue Filme von Benjamin Heisenberg, Maximilian Erlenwein, Thomas Arslan und Angela Schanelec

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Die 60. Berlinale war ein Festival in einem tief verschneiten, eisglatten Berlin, und nicht einmal der omnipräsente, mopsfidele, genussfreudige und sehr selbstironische Chef Dieter Kosslick konnte verhindern, dass der Jubiläumsjahrgang in die Annalen eingehen wird als Festival der einsamen, schweigsamen, leider auch kriminellen Männer. Der deutsche Mann, so erzählten drei verblüffend parallel angelegte Filme im Wettbewerb, in der Perspektive Deutsches Kino und im Forum, spricht wenig und überfällt viel, Banken z.B. oder Geldtransporte. Dann ist er auf der Flucht.

 
 

Bewegung als Zweck: «Der Räuber» 

Benjamin Heisenbergs Wettbewerbsfilm «Der Räuber» bringt das Thema von der ersten Einstellung an ins Bild: Der Räuber rennt. Im Kreis und auf der Stelle. Denn noch ist er im Knast, er läuft im Gefängnishof oder auf einem Laufband in der Zelle. Auch nach der Entlassung sehen wir Rettenberger, einen athletisch hageren Mann mit undurchdringlicher Miene (Andreas Lust), vor allem – laufen, laufen, laufen: durch Fußgängerzonen, Wälder, Felder. 
 

Er überfällt Banken, einmal gleich zwei am selben Tag, hinter einer Maske, die seinem masken­haften Gesicht zum Verwechseln ähnlich sieht. Er ...

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Theater heute April 2010
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Barbara Burckhardt

Vergriffen
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Schlegel...

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