Nutzlos gießt der Mond sein Licht
Dieser Kostja kann einstecken. Der Nachwuchskünstler zuckt mit keiner Wimper, wenn seine Mutter, die berühmte Schauspielerin Arkadina, aller Welt vorführt, was für ein Baby er doch ist. Maja Beckmann baut sich gegenüber dem einen Kopf größeren Benjamin Lillie auf, packt sein Kinn, schiebt seine Wangen zu sich herunter, so dass sie die Lippen zum pausbäckigen Kussmund schürzen. Als nächstes greift sie ihm unter den Pulli, rupft das T-Shirt aus dem Hosenbund, fasst ihm anzüglich fast in den Schritt – hoho! – und legt seinen Bauch frei.
Sie geht vor ihm in die Knie, wirft einen genießerisch-verschlagenen Rundblick ins Publikum. Dann holt sie tief Luft, furzt und prustet ihrem Kostja auf den behaarten Bauch, so wie es Mütter mit frisch gewickelten Säuglingen machen.
Christopher Rüping stellt die Hassliebe von Mutter und Sohn in den Mittelpunkt seiner vorläufig letzten Inszenierung am Schauspielhaus. Diese Beziehung hat schon bei Tschechow einen doppelten Boden: als Machtkampf, den die beiden über die Bande unterschiedlicher Kunstauffassungen austragen. Während der hartgesottene Unterhaltungsprofi Arkadina jede Alltagssituation in eine Ego-Show verwandelt, will Kostja ernsthaft das ...
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Theater heute Februar 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 16
von Eva Behrendt
Gundula Haage Mihaela Dragan, im Jahr 2014 haben Sie zusammen mit Ihrer Schauspielkollegin Zita Moldovan die Theaterkompanie «Giuv -lipen» gegründet. Wie kam es dazu?
Mihaela Dragan Davor gab es einfach keinen Platz für uns. Die wenigen Roma-Schaupieler:innen, die man auf Theaterbühnen oder im Fernsehen sehen konnte, gingen entweder als weiß durch oder sie wurden...
Treffen sich vier Avatare. Und reden, darüber, was eben so ansteht in der virtuellen Realität: das eigene Aussehen. Der Kapitalismus. Oder wer eigentlich «Kiuri» (Sylvana Seddig) ist, ein Wesen, das anscheinend eine Funktion hat in diesem Metaversum namens «No Horizon». Gesichert ist, dass Kiuri die Musik komponiert hat, die einen leise umsummt (in Wahrheit stammt...
Vor ein paar Jahren, genauer 2015, wurde der Text als Romanhoffnung gefeiert, im Frühjahr 2023 brachte ihn Charly Hübner erfolgreich auf die Leinwand: «Sophia, der Tod und ich», das Debütwerk des «Tomte»-Sängers Thees Uhlmann. Auf den Theaterbühnen präsent ist der Stoff seit 2017. Da inszenierte Tilman Gersch am Schauspiel Essen die Uraufführung. Seither taucht das...
