Safe oder unsafe Space
Treffen sich vier Avatare. Und reden, darüber, was eben so ansteht in der virtuellen Realität: das eigene Aussehen. Der Kapitalismus. Oder wer eigentlich «Kiuri» (Sylvana Seddig) ist, ein Wesen, das anscheinend eine Funktion hat in diesem Metaversum namens «No Horizon».
Gesichert ist, dass Kiuri die Musik komponiert hat, die einen leise umsummt (in Wahrheit stammt die elektronische Komposition mit ihren sanften Beats und süßen Harmonien von Kazuhisa Uchihashi), aber womöglich hat sie noch versteckte Aufgaben in dieser Welt, womöglich ist sie – Gott?
Toshiki Okada interessiert sich weniger für Handlung, mehr für konkrete Orte: für eine U-Bahn-Station in «No Sex» (Münchner Kammerspiele), für ein Businesshotel in «Doughnuts» (Thalia Hamburg). In «No Horizon» in der Hamburger Thalia-Nebenspielstätte Gaußstraße ist der Ort weniger konkret, aber es ist ein Ort, der im gesellschaftlichen Miteinander des Jahres 2024 relevant ist: die virtuelle Realität, die hier aussieht wie ein dunkler Raum, in den ein leicht heruntergekommener Spielplatz gestellt wurde mit Rutsche, Straßenlaterne, Klettergerüst (Bühne Dominic Huber). Wobei gerade das Gerüst auf den digitalen Charakter des Gezeigten ...
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Theater heute Februar 2024
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Falk Schreiber
Dieser Kostja kann einstecken. Der Nachwuchskünstler zuckt mit keiner Wimper, wenn seine Mutter, die berühmte Schauspielerin Arkadina, aller Welt vorführt, was für ein Baby er doch ist. Maja Beckmann baut sich gegenüber dem einen Kopf größeren Benjamin Lillie auf, packt sein Kinn, schiebt seine Wangen zu sich herunter, so dass sie die Lippen zum pausbäckigen...
KAPITEL 1: MEINE MUTTER – Teil 1
Also, das geht jetzt irgendwie los … ich versuch mal was …
Wenn meine Mutter ein Theaterstüük über unsere Familie schreiben würde, so wäre der Abend sehr kurz. Sie würde sagen: wir waren sehr glücklich, ich bin sehr stolz auf meine Kinder, sie sind beide sehr erfolgreich, sie haben alles bekommen, was sie wollten, ich habe gut für...
Der Titel ist eine Ansage: «Karl May», Weltbestseller-Autor aus ärmlichsten Verhältnissen, dessen Männer-Helden um Old Shatterhand, Winnetou, Kara Ben Nemsi et al. nicht nur in postkolonialen Seminarräumen bei bloßer Erwähnung die Neonröhren zum Flackern bringen. Fröhlicher Kolonialismus, kulturelle Aneignung, toxische Männlichkeit, you name it. Es braucht heute...