Nicht nur eine Frage des Geldes
In Anita Vulesicas Inszenierung von «Die Gehaltserhöhung» ist das Bühnenbild so hässlich wie das BVG-Design, der örtliche ÖPNV. Okay, es ist nicht Gelb-Schwarz, sondern Orange-Grau, aber sonst gibt es in der Kammer des Deutschen Theaters in Berlin wenig Raffinesse, dafür viel schnöde Funktionalität. Zwei Fahrstühle, ein Geländergang hinter Plexiglas, links und rechts Bahn-Halteschlaufen.
In die Mitte hat Bühnenbildnerin Henrike Engel einen Infotresen gebaut, der so tatsächlich in irgendeinem Unternehmen dieser Welt stehen könnte: ein plumpes Etwas, das vermutlich ein Ufo verkörpern soll, aber aussieht wie eine Salatschüssel.
In der Schüssel steht hinter Synthesizern eine Dragqueen mit opulenter Betonfrisur in Zuckerwatterosa. Dahinter steckt der Theatermusiker Ingo Günther, der häufig mit dem Regisseur Herbert Fritsch zusammenarbeitet und die nächsten 100 Minuten musikalisch den Takt vorgibt. Außerdem verkörpert er die Vorzimmer -dame Frau Jolande. Sie ist in Georges Perecs Text eines von vielen Hindernissen, die zwischen dem Hauptprotagonisten, einem namenlosen Angestellten, und seinem Wunsch nach einer höheren Entlohnung stehen.
Der Angestellte wird von sechs Personen gespielt: ...
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Theater heute Juli 2024
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Anna Fastabend
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