Klassiker der Moderne
Das Jubiläumsjahr ist gerade halb rum, und schon fragt man sich bang, wie viele Kafka-Inszenierungen da noch kommen werden? Und ob sich die Texte dieses unbestritten wichtigen Erzählers eigentlich für die Bühne eignen? «Einerseits überhaupt nicht», konstatiert die Regisseurin und Co-Schauspieldirektorin am Theater Mag -deburg Clara Weyde, «weil die Darstellung des Geschehens eine Reduktion und Zuspitzung bedeutet, die zwangsläufig zulasten der Vieldeutigkeit der persönlichen Leseerfahrung jedes und jeder Einzelnen gehen muss.
» Andererseits aber verhandle Kafka den Menschen in Systemen, und er tue dies auf höchst inspirierende und unterhaltsame Weise; also «ist es natürlich trotzdem ein großes Geschenk, sich mit Kafka für die Bühne beschäftigen zu dürfen». So gelesen im Programmheft zu Weydes «Verwandlung»-Inszenierung am Schauspielhaus Hannover.
Ausgepackt sieht dieses Geschenk dann so aus: ein halbrunder Museumsraum, Abteilung 20. Jahrhundert. Zentral und leicht erhöht an der hinteren Wand ist «Die Verwandlung» ausgestellt, Kafkas wohl berühmteste Erzählung als circa 3x2Meter großer, verglaster und zunächst leerer Objektkasten. Im vorderen Bereich des Raums steht eine ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juli 2024
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Katrin Ullmann
In den sehr lesenswerten Studien zu Praktiken der Evidenzproduktion im 17. Jahrhundert (Jan Lazardzig et al., 2006) wird der im sächsischen Kurfürstentum geborene und aufgewachsene Gottfried Wilhelm Leibniz mit seiner «Spektakel Akademie» zitiert, in der er Mathematiker, Musiker, Bildhauer, Ingenieure, Scharlatane oder Dichter für öffentliche Experimente, Komödien,...
Kurz vor dem Ende werden zwei Darstellerinnen – eine ist die Regisseurin selbst – an Metallhaken an ihrem Rücken emporgehievt. Man hat zuvor auf einem Screen am Bühnenrand gesehen, wie ihnen diese Metallteile in die Rückenhaut eingepflanzt wurden. Zugleich halten sie sich aber an zwei riesigen Donnerblechen fest, die jeweils frontal zu ihnen im Bühnenhimmel...
Die Protagonistin von «Capri» ist eine Schriftstellerin mit Schreibkrise. Der Verlag wartet auf den neuen Roman, der Vorschuss ist beinahe aufgebraucht, doch sie ist einfach zu erschöpft zum Schreiben. Sie lässt sich medizinisch durchchecken, macht eine Therapie, aber nichts hilft. Dass sie nachts Erscheinungen hat – ein kleines Mädchen sitzt in ihrer Küche und...