Nach dem Krieg
Zwei Stücke zeitgleich am Londoner Royal Court fragen, welche psychologische (Spreng)-Kraft der Irakkrieg entwickelt in den Staaten, die ihre Kinder zum Kampf in die Wüste schicken.
Wen sendet man aus, wen bekommt man zurück? Welche Verkantungen und Dunkelzonen saßen schon in den Soldatenköpfen, welche legt der Krieg frei?
Am Royal Court Downstairs schaut Simon Stephens mit «Motortown» auf eine Rückkehr aus Basra nach Nordostlondon, in der Studiobühne Upstairs zeigt US-Autor Christopher Shinn mit «Dying City» den Ausnahmezustand in einer New Yorker Wohnung, in der zwei Menschen einen Bruder und einen Ehemann im Irak verloren haben.
Kriegsheimkehrer im Laborlicht – Simon Stephens’ «Motortown»
Simon Stephens äußert in seinem Stücktext die freundliche Bitte, «Motortown» solle in so reduziertem Dekor wie möglich gespielt werden. Regisseur Ramin Grey ist so freundlich, ihm den Gefallen zu tun. Das Arbeitslicht ist an, als man Platz nimmt, und es gibt kein Vertun: auf der Bühne nichts als Schauspieler, ein paar praktische blaue Plastikstühle und eine Inspizientin, die an der Seite sichtbar ihr Pult und einen Requisitentisch verwaltet. Was nirgendwo so gut aussieht wie vor dem ...
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Theater heute August/September 2006
Rubrik: Ausland London, Seite 28
von Patricia Benecke
Der Name klingt holprig und ist zudem schief. «Bühnenbild» – eines jener deutschen Doppelworte, das zwei Begriffe, die nicht so recht zusammenpassen, schamlos hintereinanderhängt in der Hoffnung, dass die dadurch erreichte Verwirrung ausreicht, von unangenehmen Nachfragen abzuhalten. Mit Bildern jedenfalls hat das, was auf den interessanteren deutschen Bühnen neben...
Die Räuber» sind vor allem auch der Seelenerguss eines Zwanzigjährigen im Kampf gegen die Überväter. Annette Pullen, 32, hat Schillers Sturm-und-Drang-Moritat vor allem als geradezu zeitgeistiges psychologisches Familiendrama gelesen, als Saga um Maximilian Moor, Patriarch im Maßanzug, und seine beiden Söhne Karl und Franz.
Frauen sind in dieser Welt, in...
Formbewusst in der Arbeit, analytisch scharf im Denken – das sind so Markenzeichen der Regisseurin Thirza Bruncken. Hartnäckiges Pusseln in den Unterschichten des Textes, Insistieren auf der pointierten Gestalt. Hier in Weimar, konfrontiert mit dem betulichen Familienschwank des gerade zwanzigjährigen Goethe, muss ihr die Entschlossenheit zur strengen Form...