München: Gotteskomplexe

Yael Ronen «#Genesis / A Starting Point» (U) Rimini Protokoll, Thomas Melle «Unheimliches Tal / Uncanny Valley» (U)

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Im Anfang war enttäuschte Liebe. Ein Gefühl, das mit aller Heftigkeit und explosiven Energie einen wunderbaren Ausgangspunkt für eine Standortbestimmung in transzendenten Fragen abgeben kann. Und so beginnt Yael Ronens jüngstes Werk «#Genesis / A Starting Point», bei dem es um den Urgrund der Schöpfung, vielleicht auch des Schöpferischen gehen soll, zunächst mit einer hoch emotionalen Abrechnung der jüngsten Vergangenheit.

Damian Rebgetz, Aus­traloberliner, Performance-Paradiesvogel und in den letzten drei Jahren Ensemblemitglied der Kammerspiele, verkündet seinen (längst bekannten) Weggang aus München mit dem Pathos des verschmähten Lovers («you never appreciated my ambiguity») und knüpft damit in sprudelndem Englisch, von Wiebke Puls in knappes Deutsch übersetzt, gleich noch mal an die mediale Erregung um Matthias Lilienthals Nichtverlängerungsentschluss als Intendant an. 

Nachdem Puls dem J’accuse des Kollegen ihrerseits ein entschiedenes Plädoyer des Bleibens – «Ich sehe auch die Probleme, aber ich will unbedingt, dass es funktioniert» – entgegengesetzt hat, ist allerdings der Schmerzpunkt des Abends auch schon vorüber. Was folgt, sind verspielte Flapsigkeiten über Vater- und ...

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Theater heute Dezember 2018
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Silvia Stammen

Vergriffen
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