Düsseldorf: Von Siegen und Siegen
Ein führender Politiker, Präsident eines westeuropäischen Landes, gerät in eine Krise. Warum, erfährt man nur in Andeutungen. Jedenfalls hat er den Impuls – sein «Momentum», so der Titel von Lot Vekemans neuem Stück –, der ihn an die Spitze der Macht getrieben hat, verloren. Nur mit Antidepressiva hält er sich am Funktionieren und will zurücktreten. Aber da ist noch seine Frau, die das gemeinsame Projekt nicht aufge-ben will. Worin dieses Projekt besteht, davon erfährt man nur Floskeln: «unsere Werte», «Gerechtigkeit», «Freiheit».
Vekemans gelingt das zweifelhafte Kunststück, ein Stück über Politik zu schreiben ohne politische Inhalte. Und wenn es nur um die Struktur der Macht ginge, auch dann müsste sie bestimmt sein durch die politischen Ziele, die ein Politiker verfolgt.
Nach einem Zusammenbruch und Selbstmordversuch der Frau entschließt diese sich, an Stelle ihres Mannes zu kandidieren. Hier zeigt sich das eigentliche Thema des Stückes: Wer ver-zichtet in Paarbeziehungen auf die Karriere? Mann oder Frau? Der Schluss ist offen, aber der Anspruch der Frau, diesmal nicht die Stütze im Hintergrund zu sein, bleibt deutlich.
Dass man als Zuschauer Vergleiche anstellt zu den ...
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