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Kindsmörderin! Babykillerin! Professorin macht Abtreibungstourismus auf Staatskosten!» Es läuft nicht gut für Professorin Faust. Die renommierte Komparatistin und Genderforscherin, kühl zurückhaltend gespielt von Bettina Engelhardt, ist ins Social-Media-Kreuzfeuer rechter Kräfte geraten. Diese sitzen aber in der «Faust»-Überschreibung von Fatma Aydemir leider nicht mehr nur shitstormend am Computer, sondern stellen auch die Regierung.
Faust hat einer Studentin eine – in Deutschland inzwischen illega -lisierte – Abtreibung in den Niederlanden finanziert und damit den Rechten den perfekten Anlass für ihre Kündigung geliefert. Dieser Clusterfuck aus politischen, beruflichen und persönlichen Niederlagen ist es, der die Wissenschaftlerin unerwartet ansprechbar für die schillernden Glücksversprechungen eines gewissen Mephisto macht.
«Faust» feministisch neu geschrieben, von einer der wichtigsten – sorry, dieses Label muss hier einmalig sein – postmigrantischen Stimmen der deutschen Literatur, das ist eine kulturpolitische Ansage für den Auftakt der In -tendanz von Selen Kara und Christina Zintl in Essen. Ansagen sind aber auch die beiden nächsten Premieren dieser ersten Spielzeit: die ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 23
von Cornelia Fiedler
Als am 5. Oktober Narges Mohammadi Friedensnobelpreisträgerin wurde, leuchtete die Hoffnung. Der Ruf «Jin Jiyan Azadi – Frau Leben Freiheit» war wieder in den Medien, und Menschen auf der ganzen Welt haben sich an ihn erinnert. Die Jina-Revolution war aber die ganze Zeit über nie verschwunden, nur die Bühne der Revolution und ihre Dramaturgie hatten sich geändert.
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Draußen herrscht zwar in diesem Zürcher September noch Hochsommer, aber seit gut einer Woche ist das neue Schuljahr gestartet. Fair enough, dass auch das Schauspielhaus-Publikum mal wieder die Schulbank drückt. Schultafelgrün der Boden in der Schiffbau-Box, es lässt sich gut mit Kreide darauf zeichnen. Mathematische Formeln zum Beispiel. Das Publikum sitzt in einer...
Weil’s endlich wieder schön war! Nach der letzten Premiere vor den Sommerferien, Tschechows Frühwerk «Die Vaterlosen», inszeniert von Jette Steckel als prachtvoll-sarkastischer Abgesang auf eine Generation früh Gescheiterter, gibt es zur Spielzeiteröffnung an den Münchner Kammerspielen gleich wieder ein verzweigtes Ensemblestück, das von kleinen und großen Fluchten...
