Wenn Planeten kreiseln

Das Schauspiel Zürich startet in die letzte Spielzeit von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg mit Christiane Jatahys Version von «Der Junge aus der letzten Reihe» und Brechts «Leben des Galilei»

Draußen herrscht zwar in diesem Zürcher September noch Hochsommer, aber seit gut einer Woche ist das neue Schuljahr gestartet. Fair enough, dass auch das Schauspielhaus-Publikum mal wieder die Schulbank drückt. Schultafelgrün der Boden in der Schiffbau-Box, es lässt sich gut mit Kreide darauf zeichnen. Mathematische Formeln zum Beispiel.

Das Publikum sitzt in einer elliptischen Arena drum herum, was auf die geometrischen Fähigkeiten verweisen mag, die Claudio auszeichnen (Otto Kosok), im Gegensatz zu seinem Mitschüler Rafa (Silas Lio Glanzmann), der lieber Basketball spielt, was wiederum Claudio erlaubt, sich unter dem Vorwand von Nachhilfestunden in Rafas Familie einzunisten.

«Der Junge aus der letzten Reihe» von Juan Mayorga («El chico de la última fila», 2006) spielt gekonnt mit den Formen von analytischem Boulevard und postmodernem Philosophiekurs; François Ozon hat das 2012 unter dem Titel «Dans la maison» verfilmt mit Fabrice Luchini als verstörtem Pädagogen. Denn einen Lehrer braucht es natürlich auch. Hier heißt er Hermann (Daniel Lommatzsch) und leidet unter dem Desinteresse seiner Schülerschaft, das sich in notorischer Aufsatzschreibfaulheit niederschlägt. «‹Am Samstag ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 17
von

Weitere Beiträge
Glück ist ein Alibi

Mit bisher mehr als 200 Inszenierungen steht das melodramatische Kammerspiel «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» im Ranking der meistgespielten Fassbinderstücke ganz oben. Wenn heutzutage ein RWF-Drama auf den Spielplan findet, dann meist dieses; den Zusammenhang von Liebe und Kapital kriegt man eben selten so kompakt und anschaulich auf den Punkt gebracht wie...

Mehr lachen, weniger denken!

Altmodische Schnurtelefone erfüllten bereits in Claudia Bauers Erfolgsproduktion «humanis -tää!» eine zentrale Rolle. Ein exzentrisches Künstlerpaar plante da reichlich umständlich abendliche Zusammenkünfte. Ingeborg Bachmanns 1971 erschienener Roman «Malina», mit dem das Wiener Volkstheater nun seine Saison eröffnet hat, wirkt auf den ersten Blick wie eine...

Im Grenzregime

Mit gleich zwei mehrsprachigen Produktionen startet das Schauspiel Köln in die letzte Spielzeit unter Stefan Bachmann auf dem Carlswerk-Gelände in Köln-Mülheim. Dabei vermittelt besonders das unvertraute Farsi in Mina Salehpours deutscher Erstaufführung von «Yazdgerds Tod» die aktuelle Situation der Frauen im Iran auf eine nahezu körperliche Weise. Im Zentrum von...