Mehr Fleisch
So richtig politisch korrekt sieht diese Freitag-Skulptur ja nicht gerade aus. Der aus dem Jugendbuchklassiker «Robinson Crusoe» bekannte Ex-Kannibale, dem der Bühnenbildner Marc Warning auf der Bühne der Münchner Kammerspiele ein raumfüllendes Denkmal setzt, ist dem einsamen Urvieh King Kong wie aus dem Gesicht geschnitten: dieselben traurigen Hängeschultern, derselbe Blick ins Leere. Doch der «Neger» schaut nicht nur wie der Affe aus. Zu Füßen des Sitzriesen hat sein sarkastischer Schöpfer auch noch zwei todschicke Kücheninseln aufgefahren, in deren Töpfen es kräftig brodelt.
Wer kocht denn da – das wirklich radikal Andere? Und was – doch nicht etwa Menschenfleisch? Oder tritt gleich Tim Mälzer auf mit einer besonders pikanten Folge von «Schmeckt nicht, gibt’s nicht»?
Immerhin stammt J. M. Coetzees Roman «Mr. Cruso, Mrs. Barton & Mr. Foe», den Johan Simons hier in einer Bearbeitung des jungen belgischen Dramatikers Pieter de Buysser inszeniert, mitten aus dem Jahrzehnt der Political Correctness. Die PC-Bewegung, die um 1980 an den US-amerikanischen Universitäten entstand, glaubte fest daran, dass durch verordnete Veränderungen der Sprachpraxis Emanzipationshilfe für ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Mehr als vierzig Jahre, nachdem er seine Heimat fluchtartig verlassen hatte, kehrte Peter Turrini heim nach Kärnten. Genauer gesagt, in jenen vergleichsweise kleinen Teil Kärntens, an dem er sich nach eigenen Angaben noch heimisch fühlt: «das Quadratmeterausmaß der Bühne des Klagenfurter Stadttheaters». Hier wurde, dreieinhalb Jahre nach dem spektakulär gefloppten...
Achtung, das war gerade ein echter Theaterskandal. Tage-, nein wochenlange Aufregung, jeden Morgen neue Aufmacher und Kommentare, Reden und Gegenreden in den Feuilletons, plötzlich hatte jeder wieder eine Meinung. Und die Folgen sind noch gar nicht absehbar. Möglicherweise steht das gesamte deutschsprachige Regietheater zur Disposition. Sogar die «Bild»-Zeitung war...
Zurück in die Metropole wollen sie. Dahin, wo die Partysonne lacht, die Hauptstadt groovt, wo die Karriere winkt und das eigene liebe Leben, so hoffen sie, irgendwie zentrierter wirkt. Jedenfalls nicht so nebensächlich, nicht so stockend wie in der Provinz, wo sie ihr Haus zum Mittelpunkt der kulturell Kultivierten gemacht haben, ohne dass ihnen das noch viel...