Manche mögen Schweiß

Biljana Srbljanovic «Tierreich», Rafael Spregelburd «Die Sturheit»

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Oben in einer Wohnung schreit eine ältere Frau, unten auf dem Hof lernen zwei 15-jährige Mädchen sich kennen. Mirija ist die Außenseiterin im Viertel, und die schreiende Frau oben in der Wohnung ist ihre Mutter. Das ist genau so uncool wie dieser merkwürdige Schweiß­geruch, der Mirija anhaftet. Natasa dagegen will cool wirken, also raucht sie. Dann kommt die Clique, und jeder bekämpft jeden. Zuerst misst Natasa sich mit Ana, die auch erst fünfzehn, aber ziemlich durchtrieben und scharf auf Mane ist, der sich in der nächsten Szene mit Vladimir prügelt.

Mane könnte Cliquenchef sein, weiß aber nicht so recht, was er will.

Mit «Tierreich» entfernt Biljana Srbljanovic sich thematisch von früheren Stücken. Zwar geht es wieder um die Brutalisierung einer Gesellschaft, die gerade einen Bürgerkrieg überstanden haben könnte. Dem Stück fehlt aber der für Srbljanovic typische Belgrader Stallgeruch. Es erzählt nichts über postkommunistische und präeuropäische Befindlichkeiten, sondern führt Jugendliche vor, die auch in Bochum aufwachsen, dort Mirijas Mutter eine verletzte Taube in die Wohnung schmuggeln und dafür verantwortlich sein könnten, dass die geistig behinderte Frau aus dem Fenster ...

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Theater heute Juli 2008
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Jürgen Berger

Vergriffen
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