Man weiß nie, was noch kommt

Dem Mittelmaß ins Auge sehen: Die Impro-Show «Schillerstraße»

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Das Unterschichtenfernsehen beginnt dort, wo Gert Scobel nicht mehr mit deutschen Professoren über Einstein diskutiert und Harald Schmidt sich nicht mehr unter safrangelben Tüchern versteckt. Alles andere ist dem Kulturbürger, der sich zur Verteidigung der Hochkultur igelartig zusammengerollt hat, igitt. Um zwanzichuhrfümfz'n, nach Tagesschau und Kulturzeit, wird das Terrain den Prolls überlassen; man schiebt eine Opern-DVD in den Player und schleicht sich dann zur Tarantino-Retrospektive um Mitternacht wieder ins Programm.

Über nichts kann man sich mit Abitur so leicht erheben wie über das Fernsehprogramm (Platz zwei: die Bundesbahn). Vor lauter Anstrengung, den normalen Ikea-Menschen auszuweichen, erkennt der Restbestand der Hochkulturbewohner die satirefähige Normalität des eigenen Milieus nicht mehr. Aber auch oder gerade auf der Volks- oder Schaubühnenpremiere ist Lindenstraße. Soviel vorweg.

Im Schillerjahr muss die Sat1-Comedy-Sendung «Schillerstraße» ganz oben auf der Liste dessen stehen, was man kulturbürgerseits nicht sehen möchte. Das Ikea-Proletariat, diese schreckliche, aus Lehrern und Zahntechnikern bestehende Unterschicht, verkörpert von deutschen Comedians, wird vor ...

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Theater heute April 2005
Rubrik: Medien/TV, Seite 75
von Robin Detje

Vergriffen
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