Loops & electronic witches
Es ist ja eigentlich eine recht offensichtliche Tatsache, dass das kapitalistische System mit autonomen Heilerinnen, Magierinnen und Hexen ein Problem hat. Dazu reicht eine kurze (etwas zugespitzte, sorry – not sorry) statistische Hypothese: Statistisch betrachtet arbeiten nämlich vor allem heillos unterbezahlte Frauen in den frisch entdeckten relevanten Lieblingsjobs dieses Systems, und zwar in den Heil- und Pflegeberufen mit bis zu 80 Prozent. Statistisch betrachtet (und etwas zugespitzt, sorry – not sorry) haben also vor allem Männer von ihren Balkonen bzw.
Vorstandsetagen heruntergeklatscht, deren Systemirrelevanz plötzlich ähnlich offensichtlich wurde wie die der darstellenden Künste. Nur dass die systemirrelevanten Johns in den Vorstandsetagen natürlich am Jahresende Dividenden ausgeschüttet bekommen, während ein Großteil der darstellenden Künstler*innen nicht so genau weiß, ob Haftstrafen auf sie warten, wenn sie die Soforthilfen in Anspruch nehmen, um davon ihre Mieten zu bezahlen.
Die einen waschen sich also verzweifelt ihre unterbezahlten Hände mit den letzten Resten Desinfektionsmittel nach einer Intubation an einem hochinfektiösen Körper, die anderen klatschen in ...
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Theater heute August/September 2020
Rubrik: Lektüresommer, Seite 48
von Thomas Köck
«IST DEIN HERUNFTSLAND SICHER?
Nach welche Kriterien?»
Für viele Künstler*innen ist Rassismus nicht erst Thema, seitdem George Floyd umgebracht wurde. Rassismus beginnt nicht bei einem weißen Polizisten, der sein Knie 8 Minuten und 46 Sekunden in den Hals eines Schwarzen Familienvaters drückt, und Rassismus endet da auch nicht. Dazu gibt es viele wichtige...
Es ist ein Glücksfall für Adrienne Goehler, die Herausgeberin dieses Buches, dass das bedingungslose Grundeinkommen in der derzeitigen ökonomischen Situation wieder mehr diskutiert wird. Dabei hat Goehler auch sonst nie Scheu gezeigt, über Dinge zu sprechen, die gerade nicht auf der Tagesordnung stehen, und häufig wählt sie dabei einen Ansatz, den andere etwas...
Ulrike Syha In den letzten Monaten hat die Corona-Krise unser aller Leben, auch unser Arbeitsleben, bestimmt. Ihre Auswirkungen und die damit verbundenen Veränderungen im Kulturbereich werden das noch lange tun. Das gilt natürlich auch für uns Theaterautor*innen – obwohl ich manchmal glaube, dass uns die volle Wucht der Krise wohl erst im nächsten Kalenderjahr...
