Lob der Hospitanz

Armin Petras nach Malcolm Lowry «Unter dem Vulkan»

Theater heute - Logo

Jetzt kommt das Mitmachtheater», fordert die Bühne. Applaus. «Und wer sind Sie?» «Ich bin Studentin der klassischen Archäologie in Gießen», sagt die junge Frau mit leiser Stimme aus dem Publikum. Applaus. Sie betritt die Bühne und weiß plötzlich ganz genau, wo alles ist: die Blockflöte, die OP-Masken, der Wischlappen. Sie ist blond, sie ist schüchtern. Sie könnte die Adoptivtochter der Schauspielerin sein. Weil die Schauspielerin das behauptet, glauben wir’s ihr. Denn das erklärt, warum sie sich so gut in der Requisite auskennt.

Dann, zum Schluss, küsst das liebe Mädchen zärtlich den Schauspieler, den alkoholkranken Geoffrey Firmin, den Konsul, das Alter Ego von Malcom Lowry, den Autor des bekannten Säuferromans «Unter dem Vulkan». Sehr wirklich. Gäbe es einen Preis für das glanzvollste Durchstehen peinlicher Exhibitionen von Laien auf der Bühne, geht er an diese Ungenannte, perfekt Echte im Theatersystem von Armin Petras.

«Unter dem Vulkan» im Kleinen Haus des Schauspiels Frankfurt soll ein schenkelklopfendes Mitklatschtheater für die ganze Familie werden, natürlich nicht für die Journalisten, die mit eingezogenen Köpfen zusammensitzen, sich an ihre Schreibblöckchen klammern und ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juli 2005
Rubrik: Chronik, Seite 34
von Arnd Wesemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Katastrophen des Kleinstadtlebens

Noch ins Black klingelt ein Telefon. Der Mann, den es erreichen soll, erscheint Sekunden später, aber die Synchronizität von Ton und Bild schafft keine verlässliche Verbindung: Die Welt des Telefonklingelns und das Universum dieses Mannes existieren allem Anschein nach parallel. Stumm und vollkommen reglos sitzt er am Steuer seines Autos und blickt geradeaus. In...

Herz auf Asphalt

Berlin hat ihr kein Glück gebracht: im Theater. Da hatte Bernd Wilms für den Neustart am Deutschen Theater unter anderem Anika Mauer aus Bremen weg engagiert: ein Missverständnis, allerbestenfalls. Zuvor umschwärmt und von allen und jedem im Bremer Haus gepflegt als existenzielle, hingebungsvolle Protagonistin für Konstanze Lauterbach und Thomas Bischoff, als...

«Jetzt muss ich auch was tun!»

Es sei durchaus die etwas altmodische Galanterie, die es in dem und um den ganzen Betrieb trotz allem immer noch gebe: «... da halten die Männer den Frauen noch die Türen auf», sagt Miriam Wagner, wenn man sie fragt, was das Theater für sie so anziehend mache. Und wie aufs Stichwort stellt die Kellnerin in der kleinen spanischen Kneipe in der Erlanger Altstadt ein...