Leipzig: Der Teufel sind die anderen
Von Sorge zu Sorge spannt sich dieses Faustens Lebensbogen, spannt sich dieser sechsstündige Leipziger Erlebnisabend, der mit «Faust II» anhebt, den «Faust I» durchreist, ein poetologisches Puppenspiel zur Erklärung von Goethes Hauptwerk einschaltet, bald das Publikum entlang von «Faust»-Motiven auf Erkundungstouren durch die Stadt schickt, um gegen Mitternacht auf der großen Schauspielbühne zu «Faust II» rückkehrend zu enden.
Auch sechs Stunden Eventtheater sind nicht viel für die faustischen Erdentage, deren Spur bekanntlich in Äonen nicht untergeht.
Und also steckt Enrico Lübbe den Protagonisten in Siebenmeilenstiefel. Taumelnd auf einer riesigen Drehscheibe zu düsteren Atmosphären trifft der Faust von Wenzel Banneyer bereits im Intro binnen weniger Verse auf die Flugübungen des Euphorion (in Kinderstimmen gekleidet), auf die Klagen von Philemon und Baucis, schließlich auf die Allegorien von Mangel, Not, Schuld und eben: die Sorge.
Der starke Akzent auf der Sorge wirkt zunächst sinnfällig, scheint an neueste «Faust»-Deutungen anzuschließen. Im Auftritt der mit Heidegger gesprochen «existenzialen» Sorge manifestiert sich die grundlegend offene Disposition des modernen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ein Wunder», ein «Prunkstück», ein «herrliche(s), unvergleiche(s) Haus», ja, ein «Traumhaus» – so überschwänglich beschrieb der nach Bayreuth entsandte Berichterstatter der «FAZ» im April das gerade wiedereröffnete Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth, das 2012 den «Weltkulturerbestatus» der Unesco erhalten hat und von 2013 an vom Land Bayern für 30 Millionen...
1.
Geben Kunde allen Menschen, hier steht es ja, nicht in dieser Zeitung, es steht auch in der elektrischen Ausgabe, nein, in der andren dort, die auch elektrifiziert und besonders erhellend ist, in dieser nicht, das werden wir uns merken, daß es hier nicht steht, in dieser andren Zeitung, die es auch noch merken wird, ich weiß nur nicht, was, denn niemand hat...
Eine junge Wienerin, die ich nicht persönlich kenne, Frl. Elfriede Jelinek, würde noch gern was schreiben.» Das vermeldete der ebenfalls junge, seit seiner «Publikumsbeschimpfung» aber schon deutlich prominentere Peter Handke 1968 dem Residenzverlag. Er akquirierte gerade Autor*innen für die lesenswerte Anthologie «Der gewöhnliche Schrecken. Horrorgeschichten», mit...