Lach dich tot, Gesellschaftskrise!

Ferdinand Schmalz vermisst das Spannungsverhältnis zwischen politisierendem und unterhaltendem Theater – und lässt sich von Johann Nestroy inspirieren

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und schlägt, schlägt «scheiße» schreiend, da die türe zu, die raus führt ins foyer. und hört man durch die tür, von draußen hört man noch den unmut des besuchers, dem das geschehen da im bühnenraum so wenig ruhe ließ, dass er nicht anders konnte, als den saal dann zu verlassen. nicht ohne es, das publikum, und die akteurInnen da oben auf der bühne seinen unmut über all das dargebrachte spüren auch zu lassen.

und lehnt mein freund, der mit mir mitgelaufen ist, da ins theater, der eigentlich doch aus der bildenden, aber ein glühender theatermitläufer ist, lehnt sich zu mir herüber, und flüstert er mir jetzt zu, dass das das schöne ist. das ist das schöne, dass sich da im theater die leute echauffieren noch. dass ihm das bisher noch bei keiner ausstellungseröffnung untergekommen, dass, egal wie sehr die bilder das auge ästhetisch auch beleidigten, dass niemand dort schreiend den raum verlassen würd, ja dass die meisten dann dort bleiben würden, um einen spritzwein sich da vor den hässlichsten wanddekorationen hinter ihre gurgeln dann zu gießen, anstatt «scheiße» schreiend, türeknallend die galerie auch zu verlassen. dass diese qualität des theaters, dass es einen eben anders angeht, ...

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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Bücher, Seite 42
von Ferdinand Schmalz

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