Foto: Max Zerrahn
Konstantin Küspert: alle menschen sind idealisten
der ideale staat ist kein staat, also keine gesellschaftsordnung, bei der einer bestimmten gruppe eine privilegierte stellung zukommt; sondern eine gemeinschaft gleichberechtigter idealisten ohne hierarchien und herrschaft.
die gesellschaft
alle menschen sind sich der abhängigkeit voneinander und von einer funktionierenden umwelt bewusst. um das zu erreichen, ist die aufklärung erneuert und auf eine völlig neue ebene geführt worden.
durch umfassende, nicht prüfende, sondern fördernde bildung, die vor allem einen starken fokus auf gesellschaftslehre setzt, werden alle kinder einer generation mit den idealen der gesellschaft vertraut gemacht. selbstständigkeit, solidarität, vertrauen, zuversicht, geist, wille und ästhetik sind die säulen der gemeinschaft. alle menschen sind idealisten. es gibt kein verbrechen. keine herrschaft. keine ungerechtigkeit. keinen zwang. jeder kann uneingeschränkt nach seiner façon glücklich werden, niemand lebt zum schaden anderer. geschlecht, religion, herkunft und rasse sind überwunden, alle sind sich ihrer sterblichkeit bewusst, niemand hält sich mehr für besser als andere. die angst vor dem tod existiert nicht mehr, folglich wird dieses eine und ...
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Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Der ideale Staat, Seite 19
von Konstantin Küspert
Eben mal zwischen Volksbühnenabwicklung, Dernierenmarathon, dem großen Abschiedsfest auf der Rosa-Luxemburg-Straße und der letzten Gastspielreise nach Avignon den idealen Staat entwerfen? Für «Theater heute»? Auf nicht mehr als zwei bis drei Manuskriptblatt? Kein Problem: Dem Dramaturg in seiner berufsbedingten Vermessenheit ist nichts zu schwer, und diese Aufgabe...
Gibt es das eigentlich: ein zugewandtes Wegschauen? Also so einen Moment, in dem sich der Kopf wegdreht und die Augen das Fenster an der Seite fixieren. Der Blick ist entrückt, wie man so sagt. Aber der Kopf ist weiter ganz da.
Sina Martens spricht und denkt und schaut, als suche sie dort draußen hinter dem Fenster nach einer höheren Genauigkeit, nach einer...
Erst einmal geht es ja nicht um wünsch dir was … Aber wenn in einem großen deutschsprachigen Theatermagazin nach dem idealen Staat gefragt wird, ist das ein Zeichen – ein Zeichen für Verunsicherung. Warum? Weil noch vor kurzem alles, was mit dem Begriff Utopie verbunden war, geächtet war, nein, einfach nicht ausgesprochen wurde. Das Thema war diskreditiert und...
