Könixin der Sprakenheit

Pinar Karabulut und Khavn de la Cruz porträtieren Arschlochhaftigkeit: von Katja Brunner nach Shakespeare in «Richard drei» am Schauspiel Köln, und nach Alfred Jarrys «König Ubu» in «SMAK! SuperMacho AntiKristo» an der Berliner Volksbühne

Theater heute - Logo

So gut hat Richard lang nicht ausgesehen. Keine «bucklicht Giftkröte», kein rachedurstiger Veteran von den Schlacht -feldern der Rosenkriege, sondern eine energische Lady in den besten Jahren rauscht gleich zu Anfang den weißen Bühnenrahmen entlang von rechts nach links. Yvon Jansen trägt und rafft ein vielfach gefälteltes Hosenanzugskleid mit Schleppe in stechendem Blau, ihr platinblond gebleichtes Haar ist herausgewachsen, die Augen großzügig mit Lidstrich und Eyeshadow betont: Typ Kristen Stewart, lässig und kühl, nur reifer und mit mehr Erfahrung.

Was wird erst passieren, wenn sie den Mund aufmacht? 

Im Auftrag des Schauspiel Köln hat Katja Brunner Shakespeares populäres Schurken -königsdrama «Richard III.» umgeschrieben zu «Richard Drei», mit den bedrohlich klingenden Untertiteln: «1 sprachausfluß aus der TASTA-TUR DES TERRORS / Mitteilungen der Ministerin der Hölle». Regisseurin Pinar Karabulut, die schon an der Berliner Volksbühne Brunner-Texte inszenierte, hat überdies einen weiblichen Richard bestellt – «Richard, SirMadam Richardis, R3, Könixin» sind nur einige Namen der Autorin für die androgyne und doch letztlich weibliche Unholdin. Die Besetzung männlicher Figuren des ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute 6 2022
Rubrik: , Seite 16
von Eva Behrendt

Weitere Beiträge
Weltfußballer

Während Krieg herrscht, geht Anne Lenk ins Fuß -ballstadion. Ihr «Amphitryon», den sie im Nürnberger Schauspielhaus auf die Bühne schickt, kommt nämlich nicht aus der Schlacht, er kommt als Profikicker aus der Tiefe des Raumes, direkt aus der Umkleidekabine, verschwitzt und abgekämpft und glücklich mit dem riesigen Pokal. Er hat gewonnen, freilich nicht gegen die...

Wenn Ideen töten können

Wenn Wallenstein zum erstem Mal erscheint, scheppert es gewaltig. Weniger wegen des imposant schimmernden Brustharnischs überm Kettenhemd als wegen der Blechhandschuhe, mit denen er so ungeschickt wie notgeil die aus Wien heimkehrende Gemahlin befingert, die sich das, nicht weniger unter Druck, gern gefallen lässt. Nichtsdestotrotz wird atemlos Dialog gefeuert,...

Krieg der Worte

Will ein Theater heute Stücke zum Thema Krieg auf den Spielplan setzen, bieten sich zwei Dramen ganz besonders an. Einerseits die antike Tragödie «Die Troerinnen», in der Euripides nicht die siegreichen Helden des Trojanischen Kriegs, sondern die Frauen der Besiegten sprechen lässt. Andererseits, aus der jüngeren Vergangenheit, «Reich des Todes», in dem Rainald...