Am Ende Hoffnung
Da bricht er durch. Unter Nebel und Getöse wird die rechte Wand des grauen Hotelzimmers umgeworfen, und heraus tritt in martialisch behelmter Kampfmontur Matthias Avemarg als Soldat und zeigt dem ohnehin schon desolaten Ian, gespielt von Maximilian Bendl, wo der Hammer hängt. Im Hintergrund, mit viel Nebel und Gegenlicht, vergewaltigt er ihn erst und reißt ihm dann die Augen heraus.
Sarah Kanes «Zerbombt» hat auch 29 Jahre nach seiner Uraufführung im Londoner Royal Court Theatre nichts von seiner Drastik verloren.
Angesichts der aktuellen Weltlage war es spätestens mit dem russischen Einfall in die Ukraine an der Zeit, es wieder auf die Spielpläne zu setzen wie hier an den Landesbühnen Sachsen. Zunächst als subtiles Kammerspiel voller Psychospiele, Todessehnsucht und verletzter Eitelkeiten, bis der Auftritt des Soldaten jede Subtilität zerbombt. Ich schieße, also bin ich.
Doch in den Trümmern keimt am Ende nicht nur Verzweiflung, sondern fast schon Hoffnung. Regisseurin Monique Hamelmann, die in Radebeul und Dresden inszeniert, hat das eigentlich an einem Tag spielende Stück dramaturgisch zerdehnt. Zwischentafeln künden von den vier Jahreszeiten in diesem schäbig futuristischen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Juli 2024
Rubrik: Chronik, Seite 61
von Torben Ibs
Andreas Klaeui Zum Einstieg bitte ich Sie, alle eine Arbeit aus den letzten fünf Jahren zu benennen, die für Sie wichtig ist, ohne Scheu vor Auslassungen – es darf auch eine eigene sein –, und in einem Satz zu sagen, warum sie für Sie relevant ist.
Nicolas Stemann Es fällt mir schwer, mich festzulegen. Es gab in diesen fünf Jahren so viele interessante Erlebnisse,...
Kommt ein Schauspieler zum Psychiater: «Herr Doktor, ich habe das Gefühl, dass die Menschen mich nicht beachten.» Sagt der Psychiater: «Der Nächste, bitte!»
Die Inszenierung beginnt damit, dass der Schauspieler Alexander Hetterle – er spielt im Stück dann den Kriminalinspektor – vor dem geschlossenen Vorhang steht und Psychiaterwitze erzählt. Auf dem Programm steht...
Zum Ende der Spielzeit noch einmal großes Kanon-Aufgebot in München, jeweils fast ohne aufdringliche Aktualisierung, dafür aber mit einem konzeptionellen Frische-Kick. Am Residenztheater hat Nora Schlocker für Schillers Königinnen-Duell «Maria Stuart» eine ungewöhnliche Besetzungslotterie vorgesehen: Per Zuruf entscheidet zu Beginn jeder Aufführung eine zufällig...