Kino: Das deutsche Wesen
Der deutsche Mann? «Fürs Bedienen zu groß, fürs Herrschen zu klein»: So fasst Bartos (Samuel Finzi), der frischeingestellte «Sklave» im Haushalt des Schönheitschirurgen Claus Müller-Todt, das Mittelmaß seines Arbeitgebers zusammen. Der verfügt in Gestalt von Oliver Masucci zwar über einen markanten Cäsarenschädel, ein dickes Auto, eine schicke modernistische Villa, ist aber, nicht nur durch die mäßigende Wirkung von Gattin Evi (Katja Riemann), sichtlich gehemmt, dem Herrscher in sich den gebührenden Raum zu gewähren.
Das wird sich ändern: Der bulgarische Bankrotteur Bartos, der nur für Kost und Logis arbeitet, weil Vertrauen ja so viel mehr wert ist als Geld, wird das Tier im zivilisierten Parvenu mit dem breiten Rheinisch auf der Zunge wieder hervorkitzeln, bis die Säge kreischt. Samuel Finzi stattet ihn mit der perfekt dosierten Sklavenmischung aus Distanz und dezenter Schleimerei aus, Ehefrau Lana (Lize Feryn) bringt sehr lange Beine mit ins Spiel und die Sauna der Herrschaften. Unterstützt wird ihre Mission vom zweiten Zugereisten, Ölscheich Mohammed (Yasin el Harrouk) in der bombastischen Nachbarvilla, dessen römisch dekadente Partyorgien nur der Beginn sind einer Reise zum ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juni 2018
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Barbara Burckhardt
Figuren:
Das gesamte Ökosystem
es beinhaltet
Den Vorsänger
1 Spieler_in
Die Stimme Ö1
Die Stimme Ö2
Die Stimme Ö3
je 1 Spieler_in, die gleichzeitig (einige der) folgen-
de(n) spielen können
Sarah Taylor
Jeff Bremer
Matt Nobile
Marc Andrews
Tyler Hadley
Mary-Jo Hadley
Ricardo Acevedo
Michael Mandell
Nevin Yıldırım
Nurettin Gider
Nils Donath
Nils’ Freundin
Die...
Es sieht nicht gut aus, das globale Ökosystem. Mit gesichtskonturverflachenden Masken, dazu Basecaps, auf denen «I love Bingo» steht (wobei das Verb neckisch durch ein rotes Herz ersetzt ist) oder Sweatshirts mit der sachdienlichen Information «Everything sucks» tritt es auf der Bühne des Wiener Schauspielhauses zusammen, schickt ab und zu mal einen...
Jeder für sich hat seine Eigenheiten, aber alle zusammen sind sie eine wirklich herzwärmende Urhorde: neun Menschlein, nackt und schamfrei in ausgepolsterten Bodysuits mit dicken Bäuchen, hängenden Brüsten, kleinen Schrumpelpimmeln, schwabbelnden Fettpolstern, wie sie mit leicht eckigen Bewegungen, dabei recht gelenkig durch ihre Familienhöhle turnen. Sie sprechen...