Kerngespaltene Männer
Den feministischen Bechdel-Test hat schon der gefeierte Historienblockbuster «Oppenheimer» von Christopher Nolan (2023) nicht bestanden. Mindestens zwei Frauenrollen, die auch einen Namen haben und über etwas anderes als einen Mann reden? Fehlanzeige. Der Bau der Atombombe ist in sämtlichen Erzählungen fest in Männerhänden, davon zeugt auch Stefan Bachmanns erste Inszenierung seit seinem Amtsantritt als Burg-Chef.
Konsequenterweise stehen bei der deutschsprachigen Uraufführung von Stefano Massinis «Manhattan Project» im Akademietheater nur Schauspieler auf der Bühne, die paar Sätze, die von Frauen eingeworfen werden, übernehmen sie locker selbst. Überspitzt könnte man ohnehin sagen, der Abend ist eine konsequente Übung in Mansplaining: Sie erzählen ungefragt ständig von ihren Sorgen und ihrem Stress im Job.
Mit seiner Trilogie «Die Lehman Brothers» über den Bankencrash 2008 hat der italienische Autor bewiesen, dass er Zeitstücke schreiben kann. Um Aktualität geht es Bachmann allerdings nicht, er siedelt seine Inszenierung im historischen Setting an: Alle tragen Anzüge und Hüte der 1930er Jahre (Kostüme Barbara Drosihn). Olaf Altmann hat eine Turbine gebaut, die sich dreht, in der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Januar 2025
Rubrik: Chronik, Seite 61
von Karin Cerny
Die Kultur ist der Bereich, in dem die neue, ultrarechte Politik des slowakischen Premierministers Robert Fico die «größten Erfolge» erzielt. Die Kulturministerin Martina Šimkovicová, eine ehemalige Journalistin, die wegen ihrer homophoben und einwanderungsfeindlichen Äußerungen vom Privatfernsehsender Markíza entlassen wurde, erntet die Lorbeeren für diese...
Vor etlichen Jahren gab es am Burgtheater einmal eine Inszenierung von Eugene O’Neills «Eines langen Tages Reise in die Nacht». Andrea Breth hatte Regie geführt, Schauspielkoryphäen wie August Diehl und Sven-Eric Bechtolf wateten durch eine seichte Wattmeerlandschaft. Vier Stunden zog sich wortreich das Leid der Familie Tyrone, und der Autor dieser Zeilen...
Sechs Schauspieler:innen kommen auf die Bühne, stellen sich an die Rampe, blicken ins Publikum. Nehmen Kontakt auf. «Ich möchte Sie etwas fragen», sagen sie, mal schüchtern, mal entschieden. Sie splitten den Satz in Subjekt, Objekt, Prädikat, spielen sie sich zu wie Bälle über die Bande des Publikums und holen schließlich tief Luft: «Ob es genügt.» Diese aufs ganze...